Der US-Konzern Constellation Energy kündigte letzten Monat die Wiederinbetriebnahme eines Kernreaktors auf Three Mile Island in Pennsylvania an. Dies, um die Rechenzentren von Microsoft mit Strom zu versorgen. Der Vertrag mit dem US-Computerriesen hat eine Laufzeit von 20 Jahren und wird die Wiederinbetriebnahme von Block 1 ermöglichen, der in der Nähe jenes Reaktors liegt, der 1979 Schauplatz des schwersten Atomunfalls in der Geschichte der USA war.
Microsoft liebäugelt mit Kernenergie, weil der Energiebedarf der fünf grössten Big-Tech-Firmen, Alphabet (Google), Amazon, Apple, Meta und Microsoft, immer grösser wird – insbesondere aufgrund des Aufkommens generativer künstlicher Intelligenz. Diese verbraucht 30-mal mehr Energie als eine herkömmliche Suchmaschine. Der Bedarf ist so gross, dass Schätzungen zufolge bis 2030 3 bis 4 Prozent des weltweiten Strombedarfs auf KI entfallen könnten.
«Wenn man sich die Verbrauchsprognosen für Rechenzentren ansieht, stellt man fest, dass es grosse Energiequellen braucht, und eine davon ist die Kernenergie», bestätigte Babak Falsafi, Professor für Informatik an der EPFL und Präsident der SDEA, einer Vereinigung, die die Effizienz von Datenzentren in der Schweiz misst, gegenüber dem Westschweizer Radio RTS. Falsafi nennt das Beispiel eines kürzlich von Finnland gebauten Kernkraftwerks, dessen Energie zur Hälfte in die dortigen Rechenzentren fliesst.
Kleine, modulare Kernreaktoren
Eine mögliche Lösung wäre die Entwicklung von Mini-Nuklearreaktoren (SMR, für small modular reactor), mit denen Microsoft oder Amazon liebäugeln. Diese sind potenziell günstiger und leichter zu entwickeln und werden von einigen Forschenden als die Zukunft der Kernenergie bezeichnet.
«Aufgrund der niedrigeren Investitionskosten ist auch das Risiko für Firmen, die einen solchen Reaktor bauen möchten, geringer», erklärt Mathieu Hursin, ein Forscher, der an dem Forschungsreaktor der EPFL arbeitet. «Da es sich um kleinere Kraftwerke handelt, besteht die Idee darin, sie zu modularen Kraftwerken zu machen, die quasi in Fabriken gebaut werden könnten», fährt er fort. Dies ist allerdings ein Konzept, welches noch nie umgesetzt wurde. «Wir müssen noch ein bisschen daran arbeiten», dämpft der Forscher die Erwartungen.
Diese modularen Kraftwerke könnten aber bereits 2030 auf den Markt kommen, so die optimistischsten Schätzungen. Zuletzt hat das US-Unternehmen Oracle die Genehmigung erhalten, ein Datenzentrum zu bauen, das von solchen SMR gespeist wird. Microsoft hat sich seinerseits ebenfalls mit einem Unternehmen zusammengetan, welches SMR entwickelt. All dies sind Anzeichen dafür, dass diese Lösung für die Techgiganten immer realistischer zu werden scheint.