Botox, Hyaluronsäure, thrombozytenreiches Plasma: Die Auswahl an Schönheitseingriffen steigt stetig an, ebenso wie die Anzahl an darauf spezialisierten Praxen. Und auch die Nachfrage danach steigt stetig. Im Gegensatz zu chirurgischen Eingriffen ist die ästhetische Medizin weniger invasiv. Ein Spitalaufenthalt ist nicht nötig und der behandelnde Arzt verspricht ein «natürliches Ergebnis».
Janni Galatoire ist eine dieser Allgemeinmedizinerinnen, die sich für eine Neuorientierung entschieden haben. Ursprünglich praktizierte sie in Frankreich, nun ist sie medizinische Direktorin in einem Genfer Institut.
Gegenüber dem Westschweizer Fernsehen RTS erklärte sie, warum sie sich für diesen neuen Bereich entschieden hat: «Mit den modernen Technologien, den neusten Lasern und dem Platz, der uns zur Verfügung steht, um klinische Studien durchzuführen, handelt es sich um eine Branche, die motiviert.» Seit sie in der ästhetischen Medizin tätig ist, konnte sie ihr Arbeitspensum zudem reduzieren.
Lukrative Spezialisierung
Die Kosten für ästhetische Eingriffe werden von der Grundversicherung nicht erstattet, sodass sie vollständig von den Patientinnen und Patienten getragen werden müssen. Sind es also finanzielle Anreize, welche zu einer Neuorientierung führen? Janni Galatoire meint: «Nein. Ich glaube nicht, dass man in der Gesundheitsbranche deswegen motiviert ist.»
Dennoch steigt das Angebot an ästhetischer Medizin an. Im Waadtländer Gesundheits- und Sozialdepartement häufen sich die Anrufe, um Informationen über den gesetzlichen Rahmen zu erhalten, welcher beispielsweise Injektionen regelt.
«Die ästhetische Medizin hat sich in den letzten Jahren in ‹verschiedenen Fachgebieten› stark weiterentwickelt», sagt Violette Parzin, Präsidentin der Schweizerischen Gesellschaft für ästhetische Medizin. Die entwickelten Techniken werden nun auch in der Augen- oder in der Sportmedizin eingesetzt.
FMH winkt ab
Ist jetzt zu befürchten, dass sich noch mehr Ärztinnen und Ärzte von ihrer bisherigen Spezialisierung abwenden, insbesondere in jenen Bereichen, in denen bereits ein Mangel herrscht? Der Ärzteberufsverband FMH ist der Meinung, dass dies nicht der Fall sein wird und relativiert das Phänomen.
«Es gibt praktizierende Ärzte, deren Rückerstattungen im Vergleich zu denen die Allgemeinmediziner begrenzt sind. Diese führen verschiedene Fachtätigkeiten aus, etwa Komplementärmedizin oder auch ästhetische Medizin, die nicht von der Krankenkasse vergütet wird», antwortet Philippe Eggimann, Vizepräsident der FMH.