Statistiken, Zahlen, Daten – das alles klingt nach trockener Materie. Doch wenn man den Statistikern selbst zuhört, wird es recht vital. Es geht bei ihrer Arbeit schlussendlich um verlässliche Daten in Zeiten von «Fake News» und einer ständig wachsenden Zahl von Informationsquellen. Dies sei von entscheidender Bedeutung, da man für die Bereitstellung neutraler, transparenter und wissenschaftlich fundierter Daten zuständig sei, heisst es vom Bundesamt für Statistik (BFS) selbst.
Fakt ist: Das Amt liefert etwa 85 Prozent der Bundesstatistiken, deren Daten von anderen Ämtern, dem Bundesrat oder dem Parlament genutzt werden. Auch die Schweizerische Nationalbank (SNB) verwendet die Wirtschaftsstatistiken zur Festlegung der Geldpolitik.
«Wenn unsere Budgets gekürzt werden oder sie es uns nicht erlauben, die steigenden Kosten aufzufangen, werden für eine gewisse Zeit weniger Analyseelemente zur Verfügung stehen», sagt Patrick Grossen, verantwortlich für Ressourcen beim BFS, im Westschweizer Radio RTS. «Jede Reduzierung unserer Leistungen bedeutet aus unserer Sicht einen Informationsverlust für die Entscheidungsträger.»
RTS-Beitrag zum Sparkurs des Bundesamts für Statistik
Das Bundesamt kündigte vor einigen Wochen sein Sparprogramm an. Es begründete diesen Schritt mit den vom Parlament in den letzten Jahren beschlossenen Sparmassnahmen sowie den zusätzlichen Aufgaben, die das BFS erfüllen müsse.
Politische Rettung in Sicht?
Für den Neuenburger Grünen-Nationalrat Fabien Fivaz ist das BFS essenziell für den Kampf gegen Desinformation. Er hat die zuständige Kommission angerufen, die sich in Kürze mit dem Dossier befassen soll.
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In Bundesbern selbst sorgt die Situation des Statistikamts jedoch für überschaubare Aufregung. Die Linke ist sich zwar der Situation bewusst und verteidigt die Notwendigkeit neutraler Zahlen für die demokratische Debatte. Zwischen den Zeilen zeigt sich aber, dass sie andere Prioritäten hat, wenn es darum geht, die Sparpläne des Bundes zu kritisieren.
Im Visier der SVP
Mitte-Rechts zeigt sich offen für Budgetstreichungen bei der Bundesverwaltung, um den Bundeshaushalt wieder ins Gleichgewicht zu bringen. So hat die SVP in der Vergangenheit mehrfach vorgeschlagen, das Budget des BFS zu kürzen.
In der finanziellen Situation des Bundes müssten Abwägungen getroffen werden, findet der Waadtländer SVP-Nationalrat Jacques Nicolet. Einige Statistiken seien weniger nützlich als andere. «Die Ausgaben des Bundes steigen ständig. Wir legen daher den Schwerpunkt auf Ämter, die in den letzten Jahren stark gewachsen sind und weniger wichtige Aktivitäten haben», erklärt er. Auch das Bundesamt für Gesundheit hat bereits eine Reduzierung seiner Leistungen angekündigt. Präventionskampagnen werden eingestellt, wie zum Beispiel die gegen Aids.