Das Bundesamt für Statistik (BFS) hat Szenarien entwickelt, wie sich die Bevölkerung der Schweiz bis im Jahr 2050 entwickeln wird – und passt diese laufend an. Gemäss dem mittleren Szenario wird die Zahl der Einwohnerinnen und Einwohner dann 10.4 Millionen betragen. Das entspräche einer Zunahme von über einem Fünftel gegenüber 2019.
In einigen Kantonen wird dieses Wachstum deutlich stärker sein als in anderen. Zürich, Waadt und Genf sowie – in unmittelbarer «Peripherie» von Zürich – Zug und Aargau werden gemäss dem Szenario des BFS einen Bevölkerungszuwachs von mehr als 30 Prozent verzeichnen. Am anderen Ende der Skala liegen zwei Kantone, die sogar Einwohnerinnen und Einwohner verlieren dürften: das Tessin und Graubünden (vgl. Grafik oben).
Tessiner Bevölkerung wird immer älter
Wie kommt es, dass das Tessin am Schluss der Rangliste liegt? Der italienischsprachige Kanton ist «älter» als der nationale Durchschnitt, mit einer Lebenserwartung, die nicht nur in der Schweiz, sondern sogar weltweit zu den höchsten gehört: 82.3 Jahre für die Männer und 86.6 Jahre für die Frauen. Gleichzeitig ist es einer der Kantone, in denen der natürliche Bevölkerungssaldo im Jahr 2023 negativ war: 2390 Geburten gegenüber 3488 Sterbefällen. Historisch gesehen war das gemäss dem Statistikamt des Tessins eines der schlechtesten Ergebnisse – der Rekord war während der Pandemie.
Seit 2012 nimmt landesweit die Fertilitätsrate ab (Kinder pro Frau im gebärfähigen Alter). Sie liegt derzeit bei 1.33. Um den gleichmässigen Ersatz einer Generation durch die nächste zu gewährleisten, wäre eine Rate von 2.1 nötig. Im Tessin liegt sie bei 1.21.
Zwischen 2019 (dem letzten Jahr vor der Pandemie) und 2023 hat in der ganzen Schweiz die Zahl der Geburten um fast 6000 abgenommen, das ist ein Rückgang von 7 Prozent. Am höchsten war der Rückgang im Kanton Glarus mit minus 17 Prozent. Dabei handelt es sich um einen kurzfristigen Vergleich und nicht um einen etablierten Trend in diesen Proportionen.
Ein weiterer entscheidender Faktor ist die Migration. Die internationalen Migrationsströme machen über 90 Prozent des nationalen Bevölkerungswachstums aus. Hinzu kommt die Migration zwischen den Kantonen. Bis 2011 war dieser Wanderungssaldo für das Tessin positiv, dann kehrte sich der Trend um. Das Statistikamt des Tessins schreibt in einem Bericht, dass «der jüngste Geburtenrückgang und die Abwanderung junger Menschen aus dem Kanton das Phänomen der demografischen Alterung im Tessin nur noch verstärken».
Gegenwärtig sind rund 60 Prozent der Schweizer Bevölkerung zwischen 20 und 64 Jahre alt, knapp 20 Prozent sind älter und im Ruhestand. Dieser Anteil wird in nicht allzu ferner Zukunft stark ansteigen. Es gibt aber Kantone, in denen er bereits heute überdurchschnittlich hoch ist. Allen voran das Tessin. Gemäss dem mittleren Szenario des Bundesamts für Statistik wird im südlichen Kanton die Zahl der Personen im erwerbsfähigen Alter bis 2050 um 45'000 abnehmen. Gleichzeitig wird die Zahl der Personen im Rentenalter um 33'000 zunehmen.