Das SRG-Wahlbarometer vom 6. September spricht ein klares Verdikt: Die steigenden Krankenkassenprämien zählen zu den wichtigsten politischen Herausforderungen für die Bürgerinnen und Bürger der Schweiz – noch vor dem Klimawandel oder der Zuwanderung.
Wenige Tage vor der Publikation war bekannt geworden, dass im nächsten Jahr ein «Prämienhammer» droht: Die Krankenkassenkosten dürften um bis zu 9 Prozent steigen – nachdem sie im Vorjahr bereits um 6.6 Prozent gestiegen sind.
Es stellt sich die Frage, ob das Gesundheitswesen in der Schweiz mittlerweile kaputt ist – und genau darüber hat die Community im neuen SRG-Angebot «dialog» debattiert. In der gleichzeitig lancierten, nicht repräsentativen Umfrage dazu sagen 79 Prozent der Userinnen und User Ja zur Frage. Ihrer Meinung nach ist das Gesundheitssystem, wie wir es heute kennen, am kränkeln. Doch was sind die Gründe dafür?
Das grosse Problem ist in meinen Augen, dass es ein Wirtschaftszweig ist.
«Das grosse Problem in meinen Augen ist, dass es ein Wirtschaftszweig ist», vermutet etwa der «dialog»-User mit dem Benutzernamen Jonas Empathique. «Gesundheit ist aber wie die innere Sicherheit etwas, was man als Staat / Gesellschaft möchte oder eben nicht. Sobald sich damit aber Geld verdienen lässt und es auch erlaubt ist, werden Kosten für die Allgemeinheit steigen. Da ist es egal, ob es direkte Kosten oder indirekte Kosten sind».
Er wisse nicht, welche Kosten mit den höheren Prämien genau gedeckt werden, und würde es als Lösung begrüssen, wenn Ärzte künftig beim Bund oder den Kantonen angestellt wären – und ihr Gehalt unabhängig von ihren Entscheidungen erhielten: «Ob das günstiger ist, müsste kalkuliert werden. Es wäre auf alle Fälle transparenter und leichter zu regulieren als die Krankenkassen jetzt», so Empathique.
Auch der User T.L. schreibt auf «dialog», dass es für ihn zwei Hauptargumente gibt, die eine Kostensteigerung erklären, einerseits die höheren Löhne oder Kosten für Rohstoffe und andererseits den «organischen Anstieg», wie er schreibt: dass mehr Personen das Gesundheitssystem in Anspruch nehmen.
Für ihn liegt der Fokus zu fest auf dem ersten Punkt, doch dabei gäbe es «viel zu tun in Bezug auf Prävention und Betreuung, um zu versuchen, bestimmte Krankheiten zu verhindern, oder sicherzustellen, dass die Bevölkerung ‘länger bei guter Gesundheit lebt’» – für ihn wird dies nicht genügend diskutiert, obwohl er darin einen mindestens gleich grossen Mehrwert sähe.
Eine gesunde Lebensführung mit weniger Sitzen, gesünder Essen würde uns auch gesundes Altern erlauben.
Einen grösseren Fokus auf den Menschen, das wünscht sich auch der User mit dem Benutzernamen Fa Bian aus der «dialog»-Community. Nach der mehrjährigen Mitarbeit im Gesundheitswesen ist das Fazit für ihn klar: «Es ist nicht das System, welches kaputt ist, sondern die Menschen.»
Weiter findet er es erschreckend, wie das Vertrauen in das Gesundheitswesen schwindet – mittels Google-Suchanfrage habe man rasch das Gefühl, selbst Fachexperte zu sein – dabei, so User Fa Bian weiter, brauche es oft keine medikamentöse oder operative Intervention, es reiche eine Veränderung des Lebensstils. «Eine gesunde Lebensführung, mit weniger Sitzen, gesünder Essen würde uns auch gesundes Altern erlauben, was definitiv das Gesundheitssystem kostenmässig entlasten würde», schreibt er.
Die Debatte über das erkrankte Gesundheitswesen wird in den nächsten Wochen und Monaten sicherlich weitergeführt werden. Grosso modo ist sich aber eine Mehrheit einig: So weitergehen kann es kaum.