Der Rechnungsstapel wächst, das Loch im Portemonnaie wird grösser – so oder ähnlich dürfte es vielen Schweizerinnen und Schweizern dieses und nächstes Jahr gehen. Die Benzinpreise tänzeln seit geraumer Zeit schon um die Zwei-Franken-Grenze, der Referenzzinssatz wurde angehoben und die Krankenkassen- und Stromkosten steigen auch nächstes Jahr weiter. Es sind trübe Aussichten, welche in der Bevölkerung für viel Unmut sorgen. Der Gesundheitsökonom Tilman Slembeck ist sich sogar sicher: «Ohne die Prämienverbilligungen hätten wir schon lange einen Volksaufstand.»
Im SRG-Angebot «dialog» stellte sich diese Woche daher die Frage: Steuert die Schweiz auf eine soziale Krise zu?
Die Frage nach einer sozialen Krise zu stellen, ist bereits eine Antwort darauf.
«Die Frage nach einer sozialen Krise zu stellen, ist bereits eine Antwort darauf», findet etwa der «dialog»-User mit dem Nickname «N Wokistan». Die obere Mittelschicht schmelze und es werde nichts unternommen, um diese zu retten, schreibt er weiter. Mit einer solchen Einschätzung ist er nicht allein: Satte 83 Prozent aller befragten Userinnen und User teilen seine Meinung: Ja, die Schweiz steuert langsam auf eine solche Krise zu. Dieser Wert ist nicht repräsentativ, aber er gibt einen guten Einblick in die Meinung der Bevölkerung.
In meiner Sicht sind wir schon längst in einer Sozialen Krise und die wird immer stärker.
So schreibt auch der User M Escher: «In meiner Sicht sind wir schon längst in einer Sozialen Krise und die wird immer stärker. Die aller reichsten haben immer mehr Geld und alle anderen immer weniger. Die Schere öffnet sich.» Dafür präsentiert der «dialog»-User auch gleich einen Lösungsvorschlag: «Als Symptombekämpfung müssen Löhne steigen (oder ein bedingungsloses Grundeinkommen), Essen muss billiger werden, Wohnraum muss billiger werden, Krankenkasse muss billiger werden.»
Viele Länder werden die soziale Krise vor der Schweiz erleben.
Und «Logographe Discrète» aus der «dialog»-Community findet, eine solche Krise sei vorhersehbar: «Es gibt keine Transparenz in der Schweiz und das macht die Reichen glücklich. Die Explosion wird von der Mittelschicht ausgehen, die sich engagiert hat und bald alles verloren hat.»
Bedeutend optimistischer ist hingegen die Userin mit dem Namen «Logograph Satisfait»: Sie streitet zwar nicht ab, dass es bereits Armut in der Schweiz gibt, sieht jedoch als Lösung die bereits vorhandenen Begleit- und Sozialhilfeeinrichtungen: «Jeder Mensch, unabhängig von seinem Status, kann sich nach den höchsten Standards ernähren, medizinisch versorgt werden und eine Ausbildung erhalten. Dies schliesst eine Verschlechterung der Lebensqualität oder eine Verringerung der Kaufkraft im Zusammenhang mit den internationalen Krisen, die wir durchleben, nicht aus.» Sie ist sich aber auch sicher: «Viele Länder werden die soziale Krise vor der Schweiz erleben.»