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Durch Mithilfe aus Tessin Telefonbetrüger: Callcenter in Polen ausgehoben

Durch Mithilfe der Tessiner Justizbehörden konnten in Polen fünf mutmassliche Telefonbetrüger verhaftet werden. Ein Tessiner Kantonspolizist ordnet diese Verhaftungen ein.

Schockanrufe an ältere Menschen verbreiten sich zunehmend in der Schweiz. Bei diesen Anrufen tischen die Betrüger ihren meist älteren Opfern am Telefon eine dramatische Story über Angehörige auf, die in der Patsche sitzen. Dabei geben sie sich in der Regel als falsche Polizisten oder Ärzte aus und erzählen, dass sie dringend Geld oder Wertsachen brauchen, um zu helfen.

Allein im vergangenen Jahr führte diese Masche zu finanziellen Verlusten von über zwei Millionen Franken.

Deshalb fand im September in Bellinzona ein Treffen statt, bei dem Richter und Ermittlungsbeamte aus Deutschland, Italien, Polen, Tschechien, der Slowakei sowie Vertreter von Fedpol und Europol zusammenkamen.

Parallel dazu leiteten die Tessiner und polnischen Justizbehörden notwendige Schritte im Rahmen der internationalen Rechtshilfe ein. Durch diese Zusammenarbeit wurden in den vergangenen Woche fünf solcher Telefonbetrüger in Polen verhaftet.

Das Westschweizer Fernsehen RSI sprach mit Luca Allegri der Tessiner Kantonspolizei über die Schwere des Phänomens, sein Ausmass und die Notwendigkeit der Koordinierung zwischen den Ländern.

Letztere sei sehr wichtig, sagt Allegri. «Bei solchen Schockanrufen handelt es sich um ein internationales Phänomen. Wir können also nicht daran denken, innerhalb der kantonalen oder nationalen Grenzen zu bleiben, dafür ist Europol ein sehr effektiver Kanal.»

Tessin besonders betroffen

Laut Allegri gäbe es eine hohe Dunkelziffer an getätigten Schockanrufen, da nicht alle Versuche von der Bevölkerung gemeldet werden. «Für den Dezember beispielsweise wissen wir von etwa 500 Versuchen, die uns gemeldet wurden. Die Zusammenarbeit mit den Behörden in Polen zeigt jedoch, dass es zu aktiven Zeiten der Betrüger mehr als 200 Kontakte pro Tag im Kanton Tessin gab.»

Der Kanton Tessin ist von fast zwanzig Prozent aller Schockanrufe in die Schweiz betroffen. Noch ist unklar, warum das Tessin so attraktiv für die Betrüger ist.

«Im letzten Jahr gab es 46 bestätigte Betrugsfälle. Es sind zu viele, und sie müssen unbedingt bekämpft werden», sagt Allegri.

Deshalb zeigt er sich auch noch nicht zufrieden mit den Verhaftungen und der Aushebung eines Callcenters in Polen.

«Es gibt noch weitere aktive Ermittlungen, über die wir im Moment noch nicht berichten können. Aber auch hier sind wir auf dem richtigen Weg, um herauszufinden, wer dahintersteckt.»

RSI Seidisera, 13.12.2024, 18 Uhr

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