Alle zwei Wochen stirbt eine Person infolge häuslicher Gewalt; durchschnittlich 25 Personen pro Jahr. Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider betonte am Montag, dass im Kampf gegen geschlechtsspezifische Gewalt zwar schon einiges erreicht worden sei. Gleichzeitig kündigte sie neue Massnahmen an, zum Schutz von Frauen.
In den verschiedenen Regionen der Schweiz gibt es eine Reihe von Initiativen, die sich dem Kampf gegen geschlechtsspezifische Gewalt widmen.
Workshops gegen häusliche Gewalt
Laut einer Umfrage aus 2018 haben im Kanton Neuenburg fast 60 Prozent der Jugendlichen zwischen 15 und 18 Jahren Gewalt in ihrer Beziehung erlebt, jede zweite junge Frau hat sexuelle Gewalt erfahren. Der Kanton hat darauf reagiert und organisiert für Schülerinnen und Schüler Workshops zum Thema. Sie sollen den Jugendlichen helfen, eine gesunde Beziehung zu führen oder Warnzeichen zu erkennen. «Vielleicht werde ich mehr darauf achten, ob ich wirklich Sex haben will, ob ich wirklich Nein oder Ja sagen will», sagte eine Workshop-Teilnehmerin dem Westschweizer Fernsehen RTS.
Freiwillige, die Migrantinnen unterstützen
Jeder kann Opfer von häuslicher Gewalt werden, aber Migrantinnen sind besonders gefährdet. Sie nehmen die verfügbaren Hilfsangebote seltener in Anspruch, wie die Stiftung Surgir beobachtet hat, eine Lausanner Organisation, die sich für Rechte der Frauen einsetzt. «Dafür gibt es verschiedene Gründe», sagt Projektleiterin Victoria Molina: «Sprachbarrieren, fehlende soziale Kontakte, Unkenntnis der Gesetze und Strukturen in der Schweiz und die Angst, die Aufenthaltsbewilligung zu verlieren.» Um Frauen in Not zu unterstützen, hat die Stiftung ein Netzwerk von geschulten Freiwilligen aufgebaut.
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Opfern zu Autonomie verhelfen
Benannt nach Athene, der griechischen Göttin der Weisheit und des Krieges, will eine Tessiner Initiative den Opfern häuslicher Gewalt helfen, «sich nicht ihr ganzes Leben lang als Opfer zu fühlen, sich als Person zu sehen und nicht als Objekt eines kriminellen Prozesses oder einer toxischen Beziehung, ohne Stimme oder Autonomie», wie das italienischsprachige Fernsehen des Tessins RSI berichtet. «Athena» ist dabei, sich mit den bestehenden Diensten zu vernetzen. «Wir glauben, dass wir gemeinsam mehr und Besseres erreichen können, ohne neue Strukturen zu schaffen», sagt Luisella De Martini, eine der Koordinatorinnen.
«Weibliche Rache»
Die Popkultur spielt bei Rollenbildern von Mann und Frau eine wichtige Rolle. Gemäss der Forschung führen sexistische, frauenfeindliche und patriarchalische Überzeugungen dazu, dass Männer gegenüber Frauen gewalttätig werden. Überzeugungen, die in Erzählungen von Generation zu Generation weitergegeben werden.
Es gibt jedoch immer mehr Bücher, Lieder oder Filme, die als Reaktion auf sexualisierte Gewalt und Frauenmorde neue Erzählungen schaffen. Das Genre «weibliche Rache» bricht mit dem Tabu. Mehr Geschichten über selbstbestimmte Rächerinnen könnten helfen, das Selbstbewusstsein betroffener Frauen zu stärken, sagte Eva Reisinger, Autorin des Buches «Männer töten», gegenüber SRF.
Was ist Ihre Meinung? Hat die Schweiz bisher Fortschritte bei der Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen gemacht?