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HIV und Krebs Wie «Wunderheilungen» von Krebs und HIV die Medizin voranbringen

Aussergewöhnliche Heilungsfälle von schweren Krankheiten wecken die Hoffnung auf neue Behandlungsmethoden für bisher unheilbare Krankheiten.

Der «Genfer Patient» Romuald ist einzigartig. Weltweit gelten weniger als zehn Personen nach einer Knochenmarktransplantation als wahrscheinlich von einer HIV-Infektion geheilt. In allen Fällen war der Knochenmarkspender Träger einer Genmutation namens CCR5 Delta 32: eine Mutation, die eine Resistenz gegen HIV verleiht.

In allen Fällen ausser dem von Romuald. Sein Spender hatte diese Mutation nicht. Und dennoch ist Romualds Virus seit 2023 nicht mehr nachweisbar. «Das ist ein Erfolg für mich, ein Sieg in meinem lebenslangen Kampf gegen die Krankheit», sagt er.

Alexandra Calmy, Leiterin der HIV-Abteilung des Universitätsspitals Genf, hofft nun, mit klinischen Versuchen besser zu verstehen, ob Romualds Heilung bei anderen Patientinnen und Patienten wiederholt werden kann. «Ohne ihn wäre das nicht möglich gewesen.»

Phagentherapie: Eine neue Waffe gegen resistente Infektionen

Ein ähnliches Phänomen wie Romuald ist José Vidal. Er litt an einer Lungeninfektion, die durch ein antibiotikaresistentes Bakterium verursacht wurde. Mithilfe der sogenannten Phagentherapie konnte Vidal seinem kritischen Zustand entkommen. Bei dieser Behandlung werden Viren eingesetzt, die spezifisch auf krankheitserregende Bakterien abzielen.

Das Virus, das Bakterien befällt

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Bakteriophagen sind Viren, die bevorzugt Bakterien infizieren. Anders als etwa das Coronavirus befällt es nicht Menschen, sondern ausschliesslich Mikroorganismen. Es dringt in diese ein, um sich dort zu vermehren.  

Unterschieden wird zwischen temperenten und lytischen Phagen: Während temperente Phagen die von ihnen befallenen Bakterien meist leben lassen, töten lytische Phagen diese ab – und werden so zu regelrechten Bakterienfressern.

Lytische Phagen vervielfachen sich innerhalb des befallenen Bakteriums. Anschliessend lösen die neu gebildeten Phagen die Bakterienzellwand auf, werden dabei freigesetzt und infizieren weitere Bakterien.

Besonders diese lytischen Phagen bieten sich für die Anwendung gegen bakterielle Infektionen an. 

In Zusammenarbeit mit der Yale University wurde ein Phagen gefunden, der spezifisch für Vidals Bakterienstamm ist. Die Behandlung wird durch Inhalation verabreicht. «Es war wirklich etwas Unerwartetes. Es war eine radikale, dramatische Veränderung, er ist von den Toten auferstanden», sagt seine Schwester Yolanda Gago.

Dank der Phagentherapie konnte Vidal sein Leben wieder aufnehmen. Heute unterrichtet er junge Menschen, die eine Lehre absolvieren.

Ideal wäre es, wenn er bereits vor der Lungeninfektion eine Phagentherapie erhalten hätte. Zugelassen ist dies heute jedoch nur in wenigen Ländern Osteuropas und der ehemaligen Sowjetunion. In der Schweiz bedarf ihre Anwendung einer Sonderbewilligung.

Das frustriert Vidal: «Ich bin der Beweis dafür, dass es funktioniert. Ich verstehe nicht, dass ich eine Therapie habe, die mir helfen oder mich retten kann, sie mir aber nicht vorbeugend gegeben werden kann, weil der Stempel der Behörden fehlt.»

Immuntherapie: Ein «Gamechanger» im Kampf gegen Krebs

Beatrice Thurnherr ist ein Beispiel für die Fortschritte der Immuntherapie bei der Behandlung von Krebsarten, die bisher als unheilbar galten. Angesichts eines fortgeschrittenen metastasierenden Melanoms erhielt sie eine Immuntherapie, die es ihrem eigenen Immunsystem ermöglichte, die Krebszellen ins Visier zu nehmen.

Die Immuntherapie könnte also ein revolutionäres Instrument im therapeutischen Arsenal gegen den Krebs sein. «Wir hatten praktisch keine Patientinnen und Patienten, die wir von einem metastasierenden Melanom heilen konnten. Und jetzt heilen wir mehr als die Hälfte», sagt Olivier Michielin, Chefarzt am Universitätsspital Genf. Die schlechte Nachricht ist, dass diese Therapie bei anderen Krebsarten nicht die gleichen Ergebnisse erzielt.

Diese Berichte über unerklärliche Heilungen ermöglichen es, neue Wege in der Forschung zu beschreiten. Jede aussergewöhnliche Heilung ermöglicht ein besseres Verständnis der Krankheit und eine grössere Hoffnung auf eine Behandlung.

36.9°, 13.11.2024, 20:10 Uhr

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