Seit Monaten protestieren Landwirtinnen und Landwirte in ganz Europa für eine gerechtere Entlöhnung, fairere Preise und weniger Auflagen, aber auch für mehr Anerkennung ihrer Arbeit. Nun hat die EU-Kommission bereits eine Umweltauflage für sie gelockert. Während viele Menschen die Wut der Bäuerinnen und Bauern nachvollziehen können, kritisieren jedoch einige auch die Proteste, da beispielsweise in der Schweiz die Macht der Landwirtschaft in der Politik bereits sehr gross sei.
Dieses geteilte Meinungsbild zeigt sich auch auf der SRG-Plattform «dialog». Dort sagen aktuell 41 Prozent der Userinnen und User, dass der Ärger der Landwirtinnen und Landwirte gerechtfertigt sei, 59 Prozent können den Unmut nicht nachvollziehen.
«Das sicht- und spürbare Artensterben geht auf das Konto der Überbewirtschaftung zurück, man arbeitet nicht mit, sondern gegen die Natur. Es müssen neue, nachhaltige Anbaustrategien entwickelt werden», schreibt beispielsweise die Userin mit dem Pseudonym «Enchantez Curieux». «Die Multikonzerne tun natürlich alles, dies zu dementieren – schliesslich klimpern ja ihre Kassen mit jedem Herbizid und Pestizid.»
Ihr Kommentar sowie alle anderen werden auf «dialog» mithilfe von KI in alle Landessprachen und Englisch übersetzt, und anschliessend von Redaktorinnen und Redaktoren gegengelesen.
Auch User «Mitdenker Demokrat» schreibt, dass er die Wut in keiner Weise verstehen könne. «Kein Berufsstand in der Schweiz wird auch nur annähernd so gehätschelt und ist in der Politik dermassen übervertreten wie der Bauernstand. Während alle anderen Bereiche dauernd sparen müssen, wird in der Landwirtschaft völlig unverständlicherweise immer mehr und mehr bezahlt und entschädigt.»
Wichtig für die meisten Debattierenden jedoch ist, die Landwirtschaft nicht als einen einheitlichen Wirtschaftszweig zu betrachten: «Sprechen wir vom kleinen Bergbauern oder vom landwirtschaftlichen Grossunternehmer, wie er im Bundesrat vertreten ist? Und der Milchbauer, der seine Produktion an eine Molkerei verkauft, erhält bei Weitem nicht denselben Preis wie derjenige, der sie an die Industrie verkauft», schreibt Userin «Orateur Curieux» aus der Romandie. Aus dem Tessin ergänzt User «Dario Giandeini»: «Die Schweizer Landwirtschaft ist sehr vielfältig, und man sollte zunächst zwischen Ackerbau und Viehzucht unterscheiden, dann zwischen Rand-, Berg- und Hochgebirgsregionen und schliesslich zwischen intensiver und extensiver (auch biologischer) Landwirtschaft.»
Aber auch fernab dieser Unterscheidungen gibt es von Userinnen und Usern, die die bäuerliche Wut nachvollziehen können, generelle Kritik. An Markt und Politik: «Bauern werden erstickt durch Erträge, die ihnen von den grossen Handelsketten aufgezwungen werden, und durch Normen, die von Agrarindustriellen geschaffen wurden, die noch nie einen Fuss auf ein Rübenfeld gesetzt haben», schreibt User «Contradicteur Précis».
«Viele Bauern haben wegen des liberalisierten Markts grosse Probleme. Zudem liegt die Preismacht bei den Grossverteilern. Im Gegenzug erhalten die Bauern Subventionen vom Staat, allerdings sind Verkaufspreise und Subventionen für kleinere Betriebe nicht mehr ausreichend», sagt User «Alan Busch». Und: «Auch das Bundesamt für Landwirtschaft mit seinen Formularen und Kontrollen macht die Situation nicht besser», ergänzt Userin «Intervenant Éclairé».
Was meinen Sie? Diskutieren Sie mit auf der SRG-Plattform «dialog»!