Die Bauern malen an ihrer Jahresmedienkonferenz ein trübes Bild. Die Einkommen für Bauernfamilien würden sinken. Zudem schauen die Bauern mit Sorgen auf die Biodiversitätsinitiative. Diesem sorgenvollen Blick gegenüber steht der grosse politische Einfluss der Bäuerinnen und Bauern. Bauernpräsident Markus Ritter erklärt deren Sorgen und die Bekämpfung der Biodiversitätsinitiative.
SRF News: Hat der Bauernverband nicht Grund, optimistisch zu sein?
Markus Ritter: Grundsätzlich sind wir in der Landwirtschaft immer optimistisch. Wir stellen einfach fest, dass die Einkommen im letzten Jahr über 6 Prozent zurückgegangen sind, dass wir mit einer Familienarbeitskraft noch 17 Franken Stundenlohn erwirtschaften und dass auf sehr vielen Betrieben die wirtschaftlichen Verhältnisse sehr angespannt sind. Das macht uns und den Bauernfamilien Sorgen.
Die Macht von der Landwirtschaft in der Politik ist gross. Wird sie langsam zu gross? Ihnen wurde von ihrer eigenen Partei verwehrt, in die Finanzkommission einzuziehen. Werden Sie zurückgebunden, weil Sie Ihrer eigenen Partei zu mächtig werden?
Niemand in diesem Land ist mächtig, sondern alle müssen ihre Mehrheiten suchen. Jeder im Parlament hat nur eine kleine Minderheit. Es geht darum, genügend National- und Ständeräte zu finden, die das eigene Anliegen unterstützen. Wir Bauern versuchen, mit guten Argumenten zu überzeugen. Das ist uns die letzte Zeit nicht schlecht gelungen.
Sie bekämpfen die Biodiversitätsinitiative, über die das Stimmvolk dieses Jahr abstimmt. Wieso ist es Ihnen nicht auch wichtig, dass das Artensterben gebremst wird?
Biodiversität ist für die gesamte Schweizer Landwirtschaft wichtig. Wir haben 20 Prozent Biodiversitätsförderfläche. Das ist sehr viel auf dem landwirtschaftlichen Kulturland. Nationalrat, Ständerat und Bundesrat empfehlen aber die Biodiversitätsinitiative dem Volk zur Ablehnung. Weil sie viel zu weit geht, extrem formuliert ist und die Forderungen für den ländlichen Raum nicht umsetzbar sind. Dieser Position schliessen wir uns an.
Wir Bauern versuchen, mit guten Argumenten zu überzeugen.
Mit dem Gegenvorschlag hätte eine moderatere Lösung auf dem Tisch gelegen. Sie haben im Parlament auch diesen bekämpft. Wieso bieten Sie nicht Hand?
Wir hatten einen Gegenvorschlag des Nationalrates auf dem Tisch. Der ging fast noch weiter als die Initiative. Unsere Kommission hatte noch einen Bericht bei der Bundesverwaltung bestellt. Dieser hat dann einige Ansätze aufgezeigt. Der kam aber zu spät, war nicht auf der Gesetzesfahne und wurde in der Wintersession nicht aufgenommen. Der Ständerat ist zweimal nicht auf einen Gegenvorschlag eingetreten. Damit war dieser vom Tisch; und die Initiative kommt, so wie es die Initianten auch gewollt haben, zur Volksabstimmung.
Dieser letzte Vorschlag hätte die Landwirtschaft nicht wirklich tangiert. Die politischen Gegner sagen, sie haben diese Lösung nur bekämpft, damit sie die Umweltschutzverbände an der Urne demütigen können. Was sagen Sie zu diesem Vorwurf?
Das wäre völlig falsch. Wir in der Schweiz wollen uns über Sachthemen fair unterhalten. Uns gingen vor allem die Vernetzungsvorschläge zu weit. Im Bericht war eine enorme Fläche vorgesehen, die zusätzlich hätte ausgeschieden werden müssen. Plus hätten enorme Mittel aus der Bundeskasse zur Verfügung gestellt werden müssen. Die sind so nicht im Finanzplan des Bundes vorgesehen und so nicht umsetzbar. Deshalb haben wir gesagt, wir können diesen Weg nicht gehen.
Das Gespräch führte Livia Middendorp.