Alarmierende Zahlen liefert die jüngste Gesundheitsbefragung des Bundesamts für Statistik (BFS): Im Jahr 2022 waren 29 Prozent der jungen Frauen zwischen 15 und 24 Jahren in psychischer Not. Bei der letzten Umfrage im Jahr 2017 waren es noch 19 Prozent. Ebenso nehmen psychisch bedingte Absenzen bei der Arbeit zu.
Ein Zustand, den die dialog-Community besorgt. In einer nicht repräsentativen Umfrage finden 76 Prozent der Userinnen und User, dass sich die Schweiz in Sachen psychische Gesundheit in einer Krise befindet.
Gründe dafür sehen sie viele: «Der roboterhafte Lebensstil, der unerbittliche Arbeitsdruck, die akribische Planung der einfachsten Aufgaben und die unzureichende, teure Gesundheitsversorgung machen es immer schwieriger, gesund zu bleiben. Es fühlt sich an, als würde man für immer in einer Schleife feststecken», schreibt beispielsweise User Niel T.
«Viel zu viel Druck in allen Bereichen, verbunden mit einem Verlust des Sinns für die Sinnhaftigkeit (für sich selbst / für die Gemeinschaft) dieses Drucks», ergänzt Userin «Mara Librepenseur».
«Die Welt wird komplexer und mit den sozialen Medien haben wir eine Vervielfachung der Vergleichsmöglichkeiten. Das ist grosser Treiber», sagt der User «Doktor Müller». Auch ihm bereite es Sorgen, dass besonders die Jugend stark darunter leide.
Der nach eigenen Angaben 21-jährige User «J W» stimmt ihnen zu: «Ich denke, dass die sozialen Netzwerke eine wichtige Rolle bei der geistigen Verwirrung junger Menschen spielen. Wir werden ständig mit falschen Bildern von glücklichen und reichen Menschen gefüttert. Und die Menge an Überinformationen, die wir erhalten, die zudem meist negativ und sensationslüstern sind, ist meiner Meinung nach für die früheren Generationen kaum vorstellbar», schreibt er. «All dies führt unweigerlich zu negativen Gedanken, aus denen man nur schwer wieder herausfindet.»
«Gruppentherapie statt Einzeltherapie als Standard»
Oftmals sei man beim Bewältigen dieser negativen Gedanken auf sich alleine gestellt: «Es ist schwierig, schnell einen Termin bei einem Psychiater zu bekommen», schreibt Userin Sabrina Lehmann.
Eine Lösung dazu sieht Userin «Heidi im Wald» im Ausbau der Gruppentherapie: «Verhaltenstherapien, Beziehungs- und Persönlichkeitsanalysen könnte man sehr gut in einer Gruppe anbieten. Früher gab es mehr solche Angebote, das ist effizienter, wirksamer und günstiger», schreibt sie. «Gruppentherapie statt Einzeltherapie sollte Standard werden, die Krankenkassen nur über eine begrenzte Zeit und in begründeten Fällen Einzeltherapie bezahlen.»
Einige Userinnen und User jedoch finden, die Schweiz sei in keiner psychischen Krise. Und sehen im Anstieg diagnostizierter psychischer Erkrankungen sogar eine positive Entwicklung, da diese auch durch mehr Bewusstsein in der Gesellschaft erklärt werden könnte: «Die mentale Gesundheit wird in unserem Alltag immer häufiger thematisiert und die Stigmatisierung von Depressionen oder Burn-out geht zurück. Diese beiden Krankheitsbilder erfahren mehr Akzeptanz in der Schweizer Bevölkerung als die Jahre zuvor», schreibt er. «An alle Menschen, die unter psychischen Beschwerden leiden: Redet, seid ehrlich und Lösungen können gefunden werden.»
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