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Ein neues Living Museum für Bern
Aus Regionaljournal Bern Freiburg Wallis vom 19.02.2024. Bild: SRF/Katharina Schwab
abspielen. Laufzeit 8 Minuten 42 Sekunden.

Psychische Erkrankung Kreatives Arbeiten soll psychisch erkrankten Menschen helfen

Malen, nähen, töpfern: Kreatives Schaffen soll Menschen mit psychischen Problemen helfen, ihren Alltag zu meistern.

Ein Ort, um kreativ zu sein. Zentral gelegen in Bern, in Räumen eines ehemaligen Hallenbads, hat sich das Living Museum installiert. Ein Ort, an dem Menschen mit oder ohne psychische Erkrankung kreativ sein können, deren Schaffen dann auch ausgestellt wird.

Ein Raum zum Malen
Legende: Das Living Museum bietet Raum für Menschen mit und ohne psychische Erkrankung, die ihre Kreativität ausleben wollen. SRF/Katharina Schwab

Eine, die an diesem Morgen die Atelierräume besucht, um sich kreativ auszuleben und um eine Struktur in ihrem Alltag zu erhalten, ist Lisa. Sie ist 18, zeichnet gerne mit Ölfarben und besucht ab Sommer den Vorkurs für Kunst und Design. Was bringt ihr die Kunst? «Wenn ich zeichne, beruhigt mich das. Und wenn ich ein fertiges Bild vor mir habe, bin ich glücklich.»

Lisa malt im Living Museum.
Legende: «Wenn ich ein fertiges Bild vor mir habe, bin ich glücklich», sagt die 18-jährige Lisa, die das Living Museum besucht. SRF/Katharina Schwab

Auf der anderen Seite des Raums steht Julia. Sie ist 16 und malt an einer Staffelei eine Bergwelt, auf der später die Nordlichter zu sehen sein sollen. Sie malt seit ihrer Kindheit. Auch ihre Gedanken werden durch das Malen ruhiger, wie sie sagt.

Julia malt eine Bergwelt mit Nordlichter.
Legende: Mit dem Spachtel arbeitet Julia konzentriert an einer Bergwelt, auf der später die Nordlichter zu sehen sein sollen. SRF/Katharina Schwab

«Es soll ein Raum sein, in dem kein Druck herrscht», sagt Jeannette Jakob, eine der drei Gründerinnen und angehende Kunsttherapeutin. Und: «Es ist ein niederschwelliges Angebot, man kann, aber muss sich nicht anmelden.»

Was ist ein Living Museum?

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Das Konzept des Living Museums ist in den 1980er-Jahren in New York von Dr. Janos Marton entwickelt worden. Es soll ein offener, druckfreier Schutzraum sein, in dem sich Menschen künstlerisch entfalten können – unabhängig von Diagnose und Biografie.

Es ist gleichzeitig ein offenes Atelier und ein Ausstellungsraum für zeitgenössische Kunst. Und es soll Menschen mit psychischen Belastungen einen Raum bieten, den sie aufsuchen können, in dem sie künstlerisch arbeiten können und auch eine tragende soziale Gemeinschaft geboten wird. Wer Beratung oder Unterstützung will, erhält diese.

Die Selbstständigkeit und Begegnungen mit Gleichbetroffenen sollen Resilienz, Heilung und Behandlungsbereitschaft fördern und soziale Isolation verhindern. Ausserdem sollen an diesem Ort einzelne Aspekte einer psychischen Erkrankung, wie beispielsweise eine besonders rege Gedankenwelt oder eine intensive Gefühlswelt zum Motor für Kreativität werden. In der Kunst können Eigenheiten und Verrücktheiten ausgelebt werden.

Allerdings ist es ein Angebot auf Zeit: Die Räume des ehemaligen Hallenbads «Muubeeri» stehen für drei Jahre für eine Zwischennutzung zur Verfügung. Der grösste Teil der Räume wird durch eine Anlage zum Bouldern genutzt.

Inspiration aus Wil

Das Living Museum in Bern ist nicht das erste in der Schweiz. Den Anfang machte die Psychiatrie St. Gallen in Wil. Dort entwickelte Dr. Rose Ehemann das Konzept, das aus New York stammt, weiter. Mittlerweile gehen in Wil täglich über hundert Patientinnen und Patienten in die kunsttherapeutische Behandlung.

Es ist ein niederschwelliges Angebot, man kann, aber muss sich nicht anmelden.
Autor: Jeannette Jakob Mitgründerin Living Museum Bern

Aus Wil kommt auch die Inspiration für Bern. Lea Malesevic und Nathalie Aubort, die beiden anderen Mitgründerinnen neben Jeannette Jakob, haben beide während ihrer Ausbildung zur Kunsttherapeutin in Wil ein Praktikum absolviert.

In Bern stehen Atelierplätze für 20 Personen zur Verfügung. Vom Nähen über Töpfern bis hin zum Musizieren in einem eigenen Raum ist alles möglich. Auch eine Zusammenarbeit mit der Boulderhalle wird laut gedacht, beispielsweise mit Arbeiten im Bistro oder in der Kletterhalle.

Jeannette Jakob ist Mitgründerin des Living Museums.
Legende: Jeannette Jakob ist eine der drei Gründerinnen des Living Museums in Bern und angehende Kunsttherapeutin. SRF/Katharina Schwab

Das Living Museum Bern rief ein nicht gewinnorientierter Verein ins Leben. Im Moment ist es noch ein Freiwilligenprojekt. Das heisst, alle, die sich engagieren, machen das ohne Lohn. «Unser Ziel ist es, dass wir künftig Löhne zahlen können», so Jeannette Jakob.

Um dieses Ziel aber zu erreichen, müssen Partnerinnen und Partner gefunden werden, die bei der Finanzierung der 20 Plätze helfen. Denn die Tarife, die für einen Platz an einem halben Tag verrechnet werden, seien nicht selbsttragend.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 19.02.2024, 17:30 Uhr ; 

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