Ein Ort, um kreativ zu sein. Zentral gelegen in Bern, in Räumen eines ehemaligen Hallenbads, hat sich das Living Museum installiert. Ein Ort, an dem Menschen mit oder ohne psychische Erkrankung kreativ sein können, deren Schaffen dann auch ausgestellt wird.
Eine, die an diesem Morgen die Atelierräume besucht, um sich kreativ auszuleben und um eine Struktur in ihrem Alltag zu erhalten, ist Lisa. Sie ist 18, zeichnet gerne mit Ölfarben und besucht ab Sommer den Vorkurs für Kunst und Design. Was bringt ihr die Kunst? «Wenn ich zeichne, beruhigt mich das. Und wenn ich ein fertiges Bild vor mir habe, bin ich glücklich.»
Auf der anderen Seite des Raums steht Julia. Sie ist 16 und malt an einer Staffelei eine Bergwelt, auf der später die Nordlichter zu sehen sein sollen. Sie malt seit ihrer Kindheit. Auch ihre Gedanken werden durch das Malen ruhiger, wie sie sagt.
«Es soll ein Raum sein, in dem kein Druck herrscht», sagt Jeannette Jakob, eine der drei Gründerinnen und angehende Kunsttherapeutin. Und: «Es ist ein niederschwelliges Angebot, man kann, aber muss sich nicht anmelden.»
Allerdings ist es ein Angebot auf Zeit: Die Räume des ehemaligen Hallenbads «Muubeeri» stehen für drei Jahre für eine Zwischennutzung zur Verfügung. Der grösste Teil der Räume wird durch eine Anlage zum Bouldern genutzt.
Inspiration aus Wil
Das Living Museum in Bern ist nicht das erste in der Schweiz. Den Anfang machte die Psychiatrie St. Gallen in Wil. Dort entwickelte Dr. Rose Ehemann das Konzept, das aus New York stammt, weiter. Mittlerweile gehen in Wil täglich über hundert Patientinnen und Patienten in die kunsttherapeutische Behandlung.
Es ist ein niederschwelliges Angebot, man kann, aber muss sich nicht anmelden.
Aus Wil kommt auch die Inspiration für Bern. Lea Malesevic und Nathalie Aubort, die beiden anderen Mitgründerinnen neben Jeannette Jakob, haben beide während ihrer Ausbildung zur Kunsttherapeutin in Wil ein Praktikum absolviert.
In Bern stehen Atelierplätze für 20 Personen zur Verfügung. Vom Nähen über Töpfern bis hin zum Musizieren in einem eigenen Raum ist alles möglich. Auch eine Zusammenarbeit mit der Boulderhalle wird laut gedacht, beispielsweise mit Arbeiten im Bistro oder in der Kletterhalle.
Das Living Museum Bern rief ein nicht gewinnorientierter Verein ins Leben. Im Moment ist es noch ein Freiwilligenprojekt. Das heisst, alle, die sich engagieren, machen das ohne Lohn. «Unser Ziel ist es, dass wir künftig Löhne zahlen können», so Jeannette Jakob.
Um dieses Ziel aber zu erreichen, müssen Partnerinnen und Partner gefunden werden, die bei der Finanzierung der 20 Plätze helfen. Denn die Tarife, die für einen Platz an einem halben Tag verrechnet werden, seien nicht selbsttragend.