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Stimmen aus der Community «Schüler mit Schwierigkeiten halten die Mehrheit zurück»

Eine Schule für alle könne nicht funktionieren, findet eine grosse Mehrheit der «dialog»-Community in einer nicht repräsentativen Umfrage.

Die FDP will die integrative Schule abschaffen. An ihrer Delegiertenversammlung Ende Juni hat sie ein entsprechendes Positionspapier verabschiedet.

Das wäre auch im Sinne der «dialog»-Community: Rund 70 Prozent sagen in einer nicht repräsentativen Umfrage, eine Schule für alle könne nicht funktionieren. «Die Lehrer verbringen mehr Zeit mit Schülern, die Schwierigkeiten haben, auch wenn es Integrationshelfer in den Klassen gibt», sagt etwa eine französischsprachige Userin mit dem Pseudonym «Contributrice Eclairée». «Wir sind nicht alle gleich, wir haben Stärken und Schwächen. Und das Beste, was wir für unsere Kinder tun können, ist, sie sich dessen bewusst zu machen und aufzuhören, sie zu belügen.»

Die Userin «Logographe Paisible», die, wie sie schreibt, selbst als Lehrerin arbeitet, stellt fest, dass in einer integrativen Schule alle verlieren: «Die Kinder mit besonderen Bedürfnissen, weil es an Mitteln und Personal fehlt, um sie wirklich ihren Bedürfnissen entsprechend zu fördern, die anderen Schüler, weil sie in einem Umfeld arbeiten müssen, das unter diesem Mangel an Mitteln leidet. Und auch die Lehrer, die zurückrudern und erschöpft sind, weil es unmöglich ist, alle gleichzeitig und spezifisch zu begleiten».

User Andreas Nagy habe es aus der Schülerperspektive erlebt und ist aufgrund seiner Erfahrungen ebenfalls gegen eine integrative Schule: «Ich war froh, in einer kleinen Klasse zu sein, weil es dort etwas langsamer voranging. Es gab einige Probeversuche in einer Regelklasse und dort ging es ganz anders her und viel zackiger», schreibt er. «Hätte man mich integrativ in der Regelklasse mitgeschleift, wäre das sicher nicht so gut herausgekommen.»

Die meisten Userinnen und User jedoch würden sich wünschen, dass man am Gedanken der integrativen Schule festhalte. Und man dazu das Personal besser schule und mehr Mittel zur Verfügung stelle. «Man braucht eine bessere Betreuung, und man muss es wagen, die integrative Schule in den Fällen aufzugeben, in denen eine Sonderklasse für das Kind von Vorteil ist. Fachleute, natürlich nicht nur Lehrer, sondern ein ganzes Netzwerk, sollten die Kompetenz haben, diese Entscheidung zu treffen, wenn es notwendig ist», schreibt «Penseur Curieux» aus der «dialog»-Community.

«Die LehrerInnen werden aktuell schlicht nicht für die speziellen Fälle ausgebildet», ergänzt Userin «Friedliche Chronistin». «Ich war doch sehr überrascht, dass ADHS in der Ausbildung für Primarschulstufe in einem halben Tag angeschaut wird.»

Dennoch finden sich in der Diskussion auf «dialog» bereits heute einige gelungene Beispiele integrativen Unterrichts: «Ich bin Mutter eines autistischen Kindes mit kognitiven Defiziten. Ich bin dankbar, dass es sich in einer Schule entwickeln kann, die seine Andersartigkeit respektiert und den anderen Kindern das grosse Privileg gibt, sie zu kennen», schreibt Userin Fanny Merker. «Das wird wahrscheinlich zu toleranteren, solidarischeren und menschlicheren Erwachsenen führen.»

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SRF 4 News aktuell, 24.6.2024;kesm

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