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Doping bei Jugendlichen Wenn der positive Test zum Trauma wird

Auch junge Athletinnen und Athleten dopen: Eine neue Studie zeigt, wie traumatisch ein positiver Test für sie sein kann.

Radrennfahrer Jan Ullrich, Fussballer Diego Armando Maradona oder die US-Sprinterin Marion Jones: Sportstars, die des Dopings überführt werden, machen seit Jahrzehnten Schlagzeilen. Doch Doping ist auch unter weniger bekannten Sportlerinnen und Sportlern ein Thema – auch bei Minderjährigen. Werden diese positiv auf Doping getestet, kann das für sie traumatisch sein.

Eine Studie der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) hat dies untersucht. Dabei wird deutlich, dass Anti-Doping-Behörden sorgsamer mit Kindern und Jugendlichen umgehen müssen als bisher.

Am Druck zerbrochen

Der Wada-Bericht «Operation Zuflucht» listet über 1500 Fälle von Minderjährigen auf, die in den vergangenen Jahren positiv auf Doping getestet wurden. Betroffene sprechen im Zusammenhang mit Test und Strafe von Druck, Isolation und Trauma. Ein eindrückliches Beispiel ist der Fall der russischen Eiskunstläuferin Kamila Walijewa aus dem Jahr 2022.

Kamila Valijewa bei den Winterspielen 2022 in Peking.
Legende: Die damals 15-jährige Kamila Walijewa stand nach einem positiven Dopingtest während der Olympischen Spiele von Peking im Fokus und scheiterte im Bemühen, ihrer Favoritenrolle gerecht zu werden. Keystone/EPA/HOW HWEE YOUNG

Ernst König, Direktor von Swiss Sport Integrity, spricht von der «maximalen Tragödie bei den grössten Wettkämpfen in einem Athletenleben». Das sei unglaublich und zeige, «dass die Diskussion über Doping bei Minderjährigen dringend nötig ist».

Wada-Chefermittler Günter Younger hat an der Studie mitgearbeitet. Am meisten beeindruckt ist der Deutsche von der Tatsache, «dass so viele Kinder und Jugendliche mit Dopingmitteln versorgt werden und einem so enormen Stress ausgesetzt werden, um Bestleistungen im Sport zu erzielen».

Ein behutsamer Umgang ist gefragt

Die meisten Fälle wurden in China, Indien und Russland registriert. Global sind Leichtathletik, Schwimmen und Gewichtheben übermässig betroffen. Auch in der Schweiz betreiben Minderjährige Leistungssport: «Beim Turnen, Klettern oder Eiskunstlauf gibt es an der absoluten Spitze teilweise Minderjährige. Hier machen wir auch Dopingkontrollen», sagt König.

Sehr oft sind die minderjährigen Athletinnen und Athleten weniger Täter als Opfer.
Autor: Ernst König Direktor von Swiss Sport Integrity

Erste Massnahmen bei Dopingtests würden bereits umgesetzt, erklärt König. Bei Tests von Erwachsenen sei jeweils nur eine Testperson im Einsatz. «Bei Minderjährigen sind es neu mindestens zwei sowie eine Vertrauensperson, die die minderjährige Person beziehen kann.»

Darüber hinaus soll die Denkweise einer reinen Strafverfolgung künftig systematisch hinterfragt und angepasst werden. «Sehr oft sind die minderjährigen Athletinnen und Athleten weniger Täter als Opfer. Es ist wichtig, dass wir uns in sie hineinversetzen und uns überlegen, was wir tun können, um sie in dieser schwierigen Situation zu unterstützen.»

Aufklären statt Verurteilen

An der detaillierten Umsetzung wird noch gearbeitet. So bietet die Wada Mitte Februar ein Webinar zum Thema an. König findet zudem wichtig, dass die Anti-Doping-Prävention bei Jugendlichen früh greife: «Unser Ziel ist ganz klar: Der erste Kontakt einer jungen Athletin und eines jungen Athleten mit dem Thema Doping soll keine Kontrolle, sondern eine Präventionsveranstaltung sein.»

Das Thema Doping soll bei Kindern und Jugendlichen aktiver und empathischer angegangen werden. Hier sind auch Eltern, Trainer, Klubs und Sportverbände gefordert.

Rendez-vous, 08.02.2024, 12:30 Uhr;kesmu

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