- Gemäss der ersten SRG-Umfrage befürworten zurzeit 51 Prozent die Massentierhaltungs-Initiative.
- Die politische Polarisierung fällt stark aus: Die rot-grüne Wählerschaft sagt Ja zur Initiative, bürgerlich Wählende lehnen die Vorlage ab.
- Bei den Geschlechtern zeigt sich ein grosser Unterschied: Die Frauen befürworten die Vorlage klar, die Männer lehnen sie ab.
Die Volksinitiative «Keine Massentierhaltung in der Schweiz» will den Schutz der Würde von Nutztieren wie Rindern, Hühnern oder Schweinen in die Verfassung aufnehmen. Sie will zudem die Massentierhaltung verbieten, weil dabei das Tierwohl systematisch verletzt werde.
Der Bund müsste strengere Mindestanforderungen festlegen für eine tierfreundliche Unterbringung und Pflege, den Zugang ins Freie, die Schlachtung und die maximale Gruppengrösse pro Stall. Diese Anforderungen müssten mindestens den Bio-Suisse-Richtlinien von 2018 entsprechen und alle Landwirtschaftsbetriebe müssten sie bei der Tierhaltung einhalten.
«Ständemehr auf der Kippe»
Anfang August hätte die Initiative die Hürde des Volksmehrs knapp genommen. 51 Prozent der Befragten, die am Urnengang teilnehmen wollen, befürworten die Initiative, 46 Prozent sind dagegen. Dies ist das Ergebnis der ersten SRG-Umfrage, welche das Forschungsinstitut GFS Bern im Auftrag der SRG SSR durchgeführt hat.
Gemäss dem Forschungsinstitut GFS Bern deutet aber vieles auf eine Ablehnung der Vorlage hin: «Das Ständemehr steht bereits jetzt auf der Kippe. Auch die ländlich geprägten Kantone der Westschweiz sind bereits im Nein», erklärt Politikwissenschafter Lukas Golder.
Mit Abstand die grösste Zustimmung erfährt die Initiative bei Anhängern der Grünen. 87 Prozent der Befragten wollen sie annehmen. Auch bei der SP ist der Ja-Anteil mit 77 Prozent ziemlich deutlich. Eine Ja-Mehrheit findet sich auch bei den Parteiungebundenen. Auf der anderen Seite des politischen Spektrums zeigt sich eine deutliche Ablehnung der Initiative. Bei FDP- und SVP-Anhängern beträgt die Zustimmung lediglich 28 Prozent.
Ein deutlicher Unterschied ist auch bei den Geschlechtern festzustellen. So wollen 60 Prozent der Frauen, aber nur 41 Prozent der Männer die Massentierhaltungs-Initiative annehmen. «Dies war eher zu erwarten», so Golder. Bei einer solchen schutzorientierten Vorlage sei die Zustimmung der Frauen jeweils höher. Ebenfalls eine relevante Konfliktlinie ist das Haushaltseinkommen. Je mehr finanzielle Mittel im Haushalt zur Verfügung stehen, desto kritischer sind die Befragten.
Dies könnte damit zusammenhängen, dass die Preisfrage bei der Stimmabsicht noch keine grosse Rolle spielt, was sich aber gemäss Lukas Golder im weiteren Verlauf bis zur Abstimmung noch ändern könnte.
«Grundsätzlich anerkennt man die Probleme wegen der Massentierhaltung, beispielsweise Antibiotikaresistenten. Man sieht aber auch, dass die Regelung in der Schweiz, der Status quo, gut ist. Am Schluss kann der Preis doch entscheidend werden und könnte vor allem Parteiungebundene ins Nein treiben».
Viele der Befragten haben sich bereits eine feste Meinung gebildet. 33 Prozent sprechen sich bestimmt für die Initiative und 32 Prozent bestimmt dagegen aus. Diese 65 Prozent sprechen bereits für eine einigermassen vorbestimmte Abstimmung. Mehr als die Hälfte der Stimmabsichten lassen sich auch mit den Argumenten gut nachvollziehen, sodass der Stand der Meinungsbildung insgesamt als mittel fortgeschritten bezeichnet werden kann.