Vollzeitangestellte haben ein erhöhtes Krebsrisiko. Das zeigt eine Studie von Forschenden der Universität Freiburg, die jüngst in der Fachzeitschrift «Scientific Reports» veröffentlicht wurde. Demnach erkranken Angestellte mit einem 100-Prozent-Pensum häufiger an Krebs als Personen mit anderen Berufslaufbahnen. Zudem hätten Frauen in Vollzeitpensen ein deutlich höheres Krebsrisiko als Frauen, die vollzeitlich Haushalt und Kinder betreuten. Aber auch selbstständig erwerbende Männer erkrankten seltener an Krebs als Angestellte. Die Gründe sind noch unklar. Matthias Probst von der Wissenschaftsredaktion hat sich mit der Studie befasst.
Wie belastbar sind die Studienergebnisse?
Die Ergebnisse sind mit grosser Vorsicht zu interpretieren. Sie deuten nur auf einen möglichen Zusammenhang hin. Es handelt sich nämlich um Befragungen, die rückblickend erhoben wurden. Solche Daten sind besonders anfällig für Verzerrungen aller Art. Des Weiteren ist zum Beispiel fraglich, ob die Lebens- und Jobbedingungen dieser Jahrgänge auch auf deutlich jüngere Jahrgänge übertragen werden können. Um sicher zu sein, dass die Ergebnisse wirklich ursächlich zusammenhängen und nicht andere Faktoren das Krebsrisiko noch beeinflussen, braucht es weitere Forschungsarbeiten.
Hat das erhöhte Krebsrisiko mit Stress zu tun?
Stress spielt bei der Interpretation der Daten eine wichtige Rolle, denn das Forschungsteam weist darauf hin, dass das Stressniveau ein wichtiger Marker für Krebserkrankungen sei. Der Beschäftigungsstatus könnte indirekt angeben, welchem psychosozialen Stress die untersuchten Menschen ausgesetzt waren. Um dazu Aussagen machen zu können, hätte es in der Studie andere Daten gebraucht, zum Beispiel zum Einkommen, zum sozialen Netzwerk am Arbeitsplatz oder auch wie viel Verantwortung auf den Schultern lastete.
Welche Berufe sind gefährdeter?
Die Studie untersuchte nicht die Art der Beschäftigungen im Detail, sondern nur den Beschäftigungsgrad über das gesamte Arbeitsleben. Sie zeigt lediglich, wie viel Personen zwischen dem 16. und 65. Lebensjahr gearbeitet haben (Vollzeit, Teilzeit usw.), ohne zwischen verschiedenen Tätigkeiten (sitzend, stehend) zu unterscheiden.
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Welche weiteren Erkenntnisse liefert die Studie?
Die Forschenden betonen, dass solche Studien neue Ideen für die Forschung liefern könnten, um herauszufinden, wie Arbeitsbedingungen die Gesundheit beeinflussen. Zum Beispiel könnte man bei einem Zusammenhang zwischen Nachtarbeit und Krebsrisiko testen, ob Massnahmen wie kürzere Schichten helfen. Dadurch könnten Empfehlungen für bessere Arbeitsbedingungen entwickelt werden. Selbst kleine Verhaltensänderungen könnten das Krebsrisiko langfristig senken, sagt Hauptautorin Rose van der Linden.
Haben Frauen ein höheres Krebsrisiko wegen der Betreuungsarbeit?
Ob Care-Arbeit eine Rolle spielt, wurde in der Studie nicht direkt beantwortet. Das Forschungsteam nennt mehrere Hypothesen für das höhere Krebsrisiko bei den befragten Frauen. Eine davon betrifft indirekt Care-Arbeit, da die Frauen aus den Jahrgängen 1914 bis 1945 möglicherweise in stressigen, schlecht bezahlten Jobs arbeiteten und eine ungesunde Kombination von Berufs- und Hausarbeit zu bewältigen hatten. Es wäre plausibel, dass diese ungesunden Lebensbedingungen das Krebsrisiko erhöht haben, nicht der Beschäftigungsgrad allein.