Acht Milliarden Menschen leben auf der Welt. Zum Ende des Jahrhunderts werden es mehr als zehn Milliarden sein. Doch ab dann werden die Bevölkerungszahlen weltweit sinken, in vielen Ländern gibt es schon heute zu wenige Kinder. Zudem wird die Gesellschaft stark altern. Wie verändert sich dadurch unser Leben? Vier Szenarien aus der Wissenschaft.
Die Natur als Gewinnerin
Weniger Menschen verbrauchen weniger Ressourcen und verbrennen weniger fossile Brennstoffe. Experten erwarten, dass die CO₂-Emissionen ab Mitte des Jahrhunderts rückläufig sein werden. Laut einer Studie von IOP-Science werden sie sich bis 2100 wegen des Bevölkerungsrückgangs um 35 Prozent reduzieren.
Eine kleine Bevölkerung braucht auch weniger Nahrung. Viele Flächen, die heute für die Landwirtschaft genutzt werden, werden künftig nicht mehr gebraucht. Die International Solar Energy Society zeigt: In Deutschland werden in den nächsten 25 Jahren Flächen vergleichbar mit der gesamten Ostschweiz nicht mehr benötigt. Langfristig wird die Natur diese Flächen zurückerobern. Das steigert die Biodiversität und reduziert die Emissionen weiter.
Ein diverser Arbeitsmarkt, Senioren inklusive
In der Zukunft wird es besonders an jungen Arbeitnehmern mangeln. Jede Hand wird gebraucht, um die Wirtschaft am Laufen zu halten: Weltweit werden zukünftig Frauen, Menschen mit Behinderung und Senioren stärker in den Arbeitsmarkt einbezogen.
Dafür braucht es Anpassungen, wie das Policy-Portal VoxEU zeigt: bessere Unterstützungsangebote bei der Care-Arbeit, mehr Teilzeitjobs, Sprachkurse oder individuelles Mentoring am Arbeitsplatz. In Zukunft wird der Job den individuellen Bedürfnissen und Fähigkeiten des Arbeiters entsprechen müssen.
Senioren und Seniorinnen sind auch ein essenzieller Teil des Arbeitsmarkts. In 200 Jahren werden Senioren bis ins hohe Alter arbeiten; sei es auf Teilzeitbasis oder in einem anderen ihrem Alter entsprechenden Job. Die Weltbank prognostiziert: Umschulungen werden zum Standard, ein fixes Rentenalter wird es nicht mehr geben.
Arbeitsmigration kommt zu einem Ende
Entgegen dem europäischen Trend wird die Bevölkerung in der Schweiz bis zum Ende des Jahrhunderts nur wenig schrumpfen. Grund dafür ist die hohe Arbeitsmigration. Doch Experten warnen, dass dies keine langfristige Lösung sei. Denn die Bevölkerungszahlen in vielen typischen Emigrationsregionen sinken schon lange.
Zum Beispiel in Osteuropa: Seit den 1990er-Jahren emigrieren viele gut ausgebildete Osteuropäer, arbeiten im Ausland und gründen dort Familien. Deswegen schrumpft die Bevölkerung laut UNO in Osteuropa rasant. In Zukunft werden viele Länder auf der ganzen Welt dem osteuropäischen Trend folgen – Arbeitsmigranten wird es in 200 Jahren fast nicht mehr geben.
Firmen kümmern sich um die Gesundheitsvorsorge
Je älter die Gesellschaft, desto wichtiger wird die Gesundheit. In 200 Jahren werden Arbeiter ein knappes Gut sein. Deswegen werden Firmen ihre Arbeiterinnen lebenslang gesund und produktiv halten müssen. Firmen werden künftig eine umfangreiche gesundheitliche Versorgung für ihre Belegschaft bereitstellen. Sie werden regelmässige Vorsorgeuntersuchungen anbieten und die Arbeiter bei einem gesunden Lifestyle unterstützen – sei es durch Betriebssport oder gesundes Kantinenessen.
Das reduziert den Druck auf Krankenkassen und Staat. Ein solches «Gesundheits- und Produktivitätsmanagement» gibt es bereits heute in Japan. Hier schrumpft und altert die Bevölkerung schon seit über 15 Jahren.