Reporterin Maurine Mercier berichtet aus den gefährlichsten Gegenden der Welt. Sie geht dahin, wo andere vor den Bomben fliehen – und bleibt, wenn der Journalisten-Tross weiterzieht. Maurine Mercier interessiert sich nicht für die Einschläge in Häusern, sondern dafür, was es mit den Menschen macht. Aus diesem Grund verzichtet die Lausannerin auf die Bezeichnung «Kriegsreporterin», viel lieber möchte sie «Menschenreporterin» genannt werden.
Ich mache ja nur meinen Job.
Nun wird Maurine Mercier mit dem «Prix Jean Dumur» ausgezeichnet, einem prestigeträchtigen Schweizer Journalistenpreis. Vor einem Fachpublikum wird Mercier für ihre couragierte Arbeit in Konfliktgebieten geehrt.
Die bodenständige Überfliegerin
«Mir ist das unangenehm, wenn ich einen Journalistenpreis entgegennehme. Denn ich mache ja nur meinen Job. Die Leute, die ich interviewe, sie sind diejenigen, die Mut beweisen», sagt die Schweizerin nach der Preisvergabe. Ihre neugierige Art und herzliche Persönlichkeit seien das Erfolgsrezept von Merciers Arbeit, sagt der RTS-Chefredaktor Laurent Caspary.
Mit ihrer Arbeit will Mercier den betroffenen Menschen helfen und ihnen zuhören: «Die Leute vor Ort und die Zuschauerinnen sind meine Motivation. Ich probiere, zwischen ihnen eine Brücke zu schlagen.» Mercier stelle sich vor, dass die Radiohörerinnen und -hörer morgens im Badezimmer das Gefühl haben, mit einem Kriegsbetroffenen zu reden.
Die Ukraine-Korrespondentin gewann bereits den französischen Kriegskorrespondenten-Preis «Bayeux Calvados-Normandie». Ausgezeichnet wurde sie für die Berichterstattung über die Massaker russischer Soldaten in Butscha bei Kiew. Diese Ehrung hat sie als erste Schweizer Journalistin entgegengenommen.
Sehnsucht nach dem Abhauen
Ursprünglich hat die Lausannerin Internationale Beziehungen studiert. Eine Zukunft beim Radio konnte sie sich damals noch nicht vorstellen. Während ihrer Studienzeit interessierte sich Mercier mehr für das Reisen in den Semesterferien: «Ich war keine gute Studentin, eher ein Faulpelz». Das Studium absolvierte sie einzig und allein aus einem Grund: «Dass ich danach abhauen kann». Die ersten Schritte in Richtung Journalismus folgten später.
Die Menschen berühren mich. Meine Gedanken sind bei ihnen.
Zunächst arbeitete sie bei Privatanbietern, bei RTS hatte sie kurze Zeit später ihre eigene Sendung. Heute schneidet und filmt die Journalistin oft selbst am Puls des Geschehens. Eine Reporterin mit grossem Willen und viel Herz, die sich für die Menschen hinter den Geschichten interessiert. «Die Menschen berühren mich. Meine Gedanken sind bei ihnen», sagt die bodenständige Überfliegerin.