Emmanuel Macron polarisiert mit seinen Bildern in den sozialen Netzwerken und betreibt mit dieser Inszenierung Politik. Ein Blick ins Inland zeigt aber: «In der Schweiz wurden bei den Wahlen im letzten Herbst nur wenige derjenigen Personen gewählt, die in den sozialen Medien aktiv sind», so der Politikwissenschaftler Michael Herrmann gegenüber SRF.
Hierzulande seien andere Dinge wichtiger als der Auftritt auf Social-Media-Plattformen: Beispielsweise die bisherigen Erfahrungen. In welchen Verbänden war eine Person aktiv? Wie breit ist sie vernetzt und abgestützt. Dies nicht zuletzt, weil die Schweiz kein alleiniges Staatsoberhaupt hat. Und doch teilen Schweizer Politikerinnen und Politiker auch viele Inhalte in den sozialen Medien.
So zeigt sich beispielsweise Alt Bundesrat Alain Berset auf Selfies oder auch auf einem Love-Mobil feiernd während der letztjährigen Street Parade. Der Freiburger gibt sich mit diesen Bildern volksnah und gelöst. Und damit ist er nicht der einzige. Berühmt sind beispielsweise auch die Bilder des russischen Präsidenten Wladimir Putin beim Fischen während eines Kurzurlaubs.
Die SP-Politikerin Eva Herzog feiert ihren Karriereschritt zur Präsidentin des Ständerats mit einer Tanzeinlage zu «Lo&Leduc» im Bundeshaus.
Viele Politikerinnen und Politiker treten in den sozialen Medien ziemlich facettenreich auf. Doch leidet ihre Glaubwürdigkeit darunter?
Männer können sich bei einer solchen Inszenierung mehr leisten. Frauen werden doch schneller kritisiert.
Die Glaubwürdigkeit von Politgrössen hänge stark vom Geschlecht ab, sagt Herrmann. «Männer können sich bei einer solchen Inszenierung mehr leisten. Frauen werden doch schneller kritisiert.»
Dies zeige das Beispiel von Sanna Marin. Die damalige Premierministerin Finnlands erlangt mitunter durch Social Media grosse Popularität – bis im Jahr 2022 ein Feiervideo der damals 36-Jährigen sowohl Sympathie als auch Zweifel an ihrer politischen Kompetenz weckt. Marin zieht sich nach der verlorenen Parlamentswahl aus der Politik zurück.
Das Privatleben von Sanna Marin sei unfreiwillig so in den sozialen Medien dargestellt worden, sagt Herrmann. «Dies rief zwar eine grosse Unterstützung im Moment hervor, es hat sich dann jedoch nicht positiv auf die Wahlen ausgewirkt.»
Ein ernster und fokussierter Blick und Muskeln aus Stahl: Mit dieser Bildsprache scheint Macron seine Männlichkeit ausdrücken zu wollen. Die Message: Stärke, Disziplin, Durchhaltevermögen! Für den französischen Präsidenten ist diese machoide Inszenierung ein entscheidender Teil seines politischen Erfolgs und gilt als Ansage – insbesondere in Anbetracht des Ukrainekriegs.