An einem nebligen Samstag in einem Waldgebiet im Kanton Zürich wurden insgesamt neun Tiere erlegt: drei Wildschweine und vier Rehe, die für die Weiterverarbeitung aufgebrochen werden. Daneben liegen zwei Füchse, die ebenfalls Teil der Jagdbeute sind.
In der Schweiz werden jedes Jahr rund 20'000 Füchse geschossen. Zusätzlich sterben halb so viele an anderen Ursachen, wie Verkehrsunfällen oder Krankheiten.
Aus den erlegten Füchsen stellen Dennis und Alice Kleider her. Dennis jagt gelegentlich, während seine Freundin Alice als Modedesignerin arbeitet. Die Idee ihrer Pelzkollektion entstand durch seine Erkenntnisse aus der Jagd: «Als ich mit der Jagd begann, erfuhr ich, dass die meisten Fuchsfelle verbrannt werden», erzählt Dennis. «Es war für mich unverständlich, ein so hochwertiges Material einfach wegzuwerfen.»
Dennis ist davon überzeugt, dass es die Fuchsjagd zur Bestandsregulierung braucht. Laut Ronja Stöckli von Jagd Schweiz, dem Dachverband der Jägerinnen und Jäger in der Schweiz, ist die Fuchsjagd notwendig, um das ökologische Gleichgewicht zu wahren. Weiter erklärt Stöckli: «Der Fuchs ist ein klassischer Kulturfolger. Heisst, er kann sich auf Veränderungen optimal anpassen. So kann er auch in städtischer Umgebung bestens leben.» Auf dem Land würde der Fuchs andere Wildarten gefährden und Krankheiten auf Mensch und Tier übertragen.
Julia Zhorzel von der Tierschutzorganisation Peta meint: «Der Fuchs ist eine Art Gesundheitspolizei des Waldes. Durch die Tötung und Bejagung von kranken und schwachen Tieren trägt er dazu bei, die Ausbreitung von Krankheiten einzudämmen.» Damit bliebe das natürliche Waldgleichgewicht bestehen.
Da der Fuchsbestand in der Schweiz nicht systematisch erfasst wird, fehlt eine wissenschaftliche Grundlage, um den Nutzen der Fuchsjagd eindeutig zu belegen.
Hochwertige Fuchsfelldesigns
Schon bei seinem ersten Date mit Alice sprach Dennis von der Idee, Mode aus Fuchsfellen zu entwerfen. Alice, die damals Modedesign studierte und sich gut mit Pelz auskannte, war anfangs skeptisch, fand den Ansatz aber interessant.
Gemeinsam begann das junge Paar, erste Prototypen zu entwickeln und die Muster zu fotografieren. Nun stehen die beiden kurz davor, ihr eigenes Geschäft aufzubauen.
Der Prototyp einer Felljacke, den Alice und Dennis hergestellt haben, besteht aus acht geschossenen Füchsen. Entsprechend hoch wird auch der Preis sein: Ein gegerbtes Fell kostet 100 Franken, was die Materialkosten für die Jacke auf 800 Franken bringt. Dazu kommt die Arbeit des Kürschners, von denen es nur noch ganz wenige gibt. Sie verarbeiten Felle zu Kleidern. Diese Arbeit können Alice und Dennis nicht selbst umsetzen, da das Kürschnerhandwerk eine langjährige Ausbildung erfordert.
Daher richtet sich ihre Mode an eine Zielgruppe, die nicht nur Wert auf nachhaltige Kleidung legt, sondern auch bereit ist, sich hochwertige Handarbeit zu leisten.
Verantwortung tragen
Gemäss Dennis ist das Tragen von Pelz immer noch sehr stigmatisiert, dies auch aufgrund der Zuchtpelzfarmen. «Wir wollen keinen Qualpelz unterstützen, sondern ausschliesslich den Schweizer Rotfuchs aus der Jagd verarbeiten.» Dabei sei es wichtig, die Menschen darüber aufzuklären, was einen guten und was einen schlechten Pelz ausmache.
Die Tierschutzorganisation Vier Pfoten unterscheidet nicht zwischen gutem und schlechtem Pelz. Sie sagt: «Das Tragen von Fuchsfellen aus der Jagd kann die Akzeptanz und die Nachfrage nach Pelz wieder anfachen, indem Echtpelz dadurch wieder salonfähig wird.» Man erkenne in der Öffentlichkeit anhand des Produktes nicht, ob der Pelz aus tierquälerischer Haltung stamme.
Würden wir Kunstpelz verwenden, wäre es, als ob man Plastik in den Wald wirft.
Dass sie Verantwortung tragen, ist Dennis und Alice bewusst. «Aber wir setzen klare Grenzen – es gibt nur so viele Schweizer Füchse, wie es gibt», sagt Alice. «Wir möchten mit unserer Kleidung auch keine breite Masse erreichen.»
Während viele Modelabels heutzutage auf Kunstpelz setzen, ist Dennis davon überzeugt, dass Schweizer Fuchspelz eine nachhaltigere Wahl ist. Es sei ein natürliches Produkt, das theoretisch nach der Nutzung problemlos wieder in den Wald zurückgegeben werden könne. «Würden wir Kunstpelz verwenden, wäre es, als ob man Plastik in den Wald wirft», sagt Dennis. Zudem seien tierische Materialien deutlich langlebiger und von höherer Qualität.
Die Reaktionen des Umfelds
- Alices Umfeld reagierte anfangs mit Entsetzen auf ihre Idee. Sie erzählt: «Insbesondere meine beste Freundin, die Veganerin ist, war enttäuscht, als ich ihr davon erzählte.»
- Zu Beginn sei das für Alice sehr schwierig gewesen. Doch die Meinung dieser Freundin änderte sich, als sie sich die Kollektion genauer ansah und es besser fand, den Pelz zu verwenden, anstatt ihn zu verschwenden. «Ich verstehe, dass Leute Vorbehalte haben», erklärt Alice. «Man muss es einfach ansprechen und darüber diskutieren. Meistens sind sie danach nicht mehr so entsetzt.»