Philipp Fankhauser feiert heute seinen 60. Geburtstag und ist gesund wie kaum je zuvor. Dank einer Stammzellentransplantation ist seine DNA nämlich deutlich jünger und gesünder als er selbst. Im Gespräch mit «Gesichter & Geschichten»-Moderator Joel Grolimund spricht er über das schwierige Jahr mit der Diagnose und über seine Pläne für die Zukunft.
Entscheidung fiel nicht leicht
Vor einem Jahr bekommt der Bluessänger Myelofibrose diagnostiziert, eine lebensbedrohliche Krankheit im Knochenmark. Er leidet an Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Sauerstoffmangel. Nach dem vorerst letzten Konzert am 8. Juli 2023 wird eine Zwangspause nötig und Fankhauser muss sich einer Entscheidung stellen, die ihm nicht leichtfällt: «Ich habe mir überlegt, auf einen riskanten Eingriff zu verzichten und einfach noch so lange zu leben, wie ich halt lebe.» Zum Glück habe er sich aber für die Transplantation entschieden.
All das Üble, was ich noch gehabt hätte, ist jetzt weg.
Die Transplantation ist für ihn ein grosser Segen, denn er wird nicht nur von der Myelofibrose, sondern auch allen anderen Krankheiten, die er in seinem Erbgut hatte und an denen er bereits litt, geheilt: «All das Üble, was ich noch gehabt hätte, ist jetzt weg.» Dazu gehört Morbus Bechterew, eine Erkrankung der Wirbelsäule, die zu Gelenkversteifungen führt. Allerdings hat die Entfernung des kranken Knochenmarks nicht nur Vorteile – mit ihm werden auch alle Impfungen aus seinem Körper entfernt.
DNA eines jungen Erwachsenen
Als Ersatz bekommt er gesundes Knochenmark und damit gewissermassen auch eine zweite DNA. Die Ärzte sagen ihm, dass er jetzt wie ein Neugeborenes sei und sein Immunsystem wiederhergestellt werden müsse. Seine Vital-Werte werden von Tag zu Tag besser und auch der Alltag fällt leichter: «Endlich kann ich wieder eine Treppe hochgehen, ohne ausser Atem zu geraten», sagt er.
Über den Spender weiss der 60-Jährige nicht viel - nur, dass er männlich und 23 Jahre alt sei. Fankhauser nennt ihn «Jack». Und Jack macht sich im Alltag auch gelegentlich bemerkbar: «Bei den Bandproben in den letzten Wochen habe ich gelegentlich die Töne nicht getroffen – dann habe ich gesagt, dass das Jack sei.» Trotz der herausfordernden Behandlungszeit hat er den Humor behalten.
Ich habe noch nicht alles erreicht, was ich machen möchte im Leben
Kraft gaben ihm während der insbesondere sein Mops Trevor und der eigene Lebenswille: «Mit 60 zu sterben, das ist einfach zu früh», sagt er und denkt an einen guten Freund von ihm, der 62-jährig verstarb. Auch wenn Fankhauser 40 Jahre lang das Leben leben konnte, das er wollte, alles erreicht habe er noch nicht. Vor allem das Reisen sei aufgrund seiner Musiker-Karriere zu kurz gekommen. Während seiner Krankheit hat er eine Bucket List mit Orten erstellt, die er noch sehen möchte – Saint-Michel, Warschau und Portugal gehören zu den Zielen.
Heute feiert Fankhauser seinen letzten Geburtstag im Februar, wie er selbst sagt. Nun gelte für ihn eine andere Zeitrechnung: «Am 25. Juli, dem Tag der Transplantation, wird mein zweites Ich einjährig. So hoffe ich, noch etwa 20-jährig zu werden.»
Auf den Geburtstag folgt der Tourstart
Den Blick hat der gebürtige Thuner in die Zukunft gerichtet. Am 1. März startet er mit seiner Band in Stäfa auf die «Three Times Twenty»-Tour. Aufregung herrscht keine, wie Fankhauser selbst sagt: «Das ist einfach Vorfreude, pure Vorfreude.»