Mit Computer und Internet eine Seminar- oder Abschlussarbeit aus kopierten Texten zusammenstellen ist heute so einfach wie noch nie. Doch Bildungseinrichtungen schauen nicht tatenlos zu, sie nutzen neben dem gesunden Menschenverstand auch spezielle Software, die Plagiate erkennen kann.
So gut funktioniert die Plagiatserkennung
In einem einfachen Versuch erkennt die Plagiatssoftware «Turn it in» einen kopierten Absatz aus einem aktuellen SRF Artikel in wenigen Sekunden. Auf der Suche nach Plagiaten berücksichtigt die Software nicht nur frei zugängliche Online-Texte. Sie hat auch Zugriff auf kostenpflichtige Fachliteratur.
Auch wenn man eine kopierte Textstelle redigiert, findet die Software meist die Quelle. Die Trefferquote sinke, je stärker sich die abgeänderte Kopie vom Original unterscheide, erklärt die Computerlinguistin Cerstin Mahlow von der ZHAW.
Abändern, bis man durchkommt?
Könnten die Studierenden mithilfe einer Plagiatssoftware einfach kopierte Textstellen so lange umschreiben, bis die Quelle nicht mehr erkannt wird?
Die Lehrpersonen kennen die Fähigkeiten und Kompetenzen ihrer Schülerinnen und Schüler.
Die Fachhochschule OST schreibt dazu auf Anfrage von SRF, dass der Aufwand extrem hoch sei. Die Paraphrasierung würde schon fast als Eigenleistung gelten. Auch Cerstin Mahlow meint: «Wenn ich viel Zeit investiere, um an etwas herumzudenken, ist das auch etwas wert.»
Es braucht den Menschen
Anders als der Name vermuten lässt, erkennt Antiplagiatssoftware keine Plagiate. Die Software stellt lediglich einen Zusammenhang zwischen Text und Quelle her. Ob korrekt mit Anführungszeichen und Quellenangabe zitiert wurde, könne die Software nicht überprüfen, erklärt Cerstin Mahlow. Wird ein Plagiat entdeckt, so suchen die Lehrpersonen deshalb immer zuerst das Gespräch mit den Studierenden.
Oft merken die Dozierenden auch ohne Plagiatssoftware, dass etwas nicht stimmt. «Die Lehrpersonen kennen die Fähigkeiten und Kompetenzen ihrer Schülerinnen und Schüler. Untypische, fachlich bessere Formulierungen fallen auf», schreibt etwa die Neue Kantonsschule Aarau auf Anfrage.
Tools wie ChatGPT müssen Eingang in die Lehre finden.
Zuverlässige Statistiken zu Plagiaten an Hochschulen fehlen. Die Erfahrungen der Dozierenden legen nahe: In den meisten Fällen steckt hinter einem Plagiat nicht eine gezielte Umgehung der Regeln, sondern einfach Nachlässigkeit oder Überforderung.
Was ist mit ChatGPT?
Copy-and-paste mutet im Zeitalter von ChatGPT primitiv an. Mit KI könnte man sich noch einfacher durchmogeln. Tatsächlich gibt es keine technische Möglichkeit, um KI generierte Texte zuverlässig zu erkennen.
An den Schulen ist man sich der Problematik bewusst. Statt die neue Technologie zu meiden, sollen die Studierenden lernen, KI als sinnvolle Hilfe einzusetzen. «Grundsätzlich ist die Universität Bern überzeugt, dass Tools wie ChatGPT Eingang in die Lehre finden müssen», schreibt die Hochschule.
Auch an der Hochschule Luzern (HSLU) ist der Einsatz von KI erlaubt. Wo und wie das Werkzeug eingesetzt wird, müsse dokumentiert werden. Eine Regel, die auch an anderen Schulen gilt.
Auch Software macht Fehler
An der HSLU geht man noch einen Schritt weiter: Der Einsatz von KI werde bewusst gefördert, weil die Auseinandersetzung mit KI und deren Grenzen immer wichtiger werde.
Und diese Grenzen gibt es. So kommt es vor, dass ChatGPT in einem Text zwar ein Zitat korrekt in Anführungszeichen und mit Quellenangabe einfügt. Doch leider hat die KI das Zitat frei erfunden.