Die Pizza-Rebellen oder Lama-Kämpfer geben vor, die Welt verbessern zu wollen, sich gegen Ungerechtigkeiten zu wehren – und sie brauchen Nachwuchs. Optisch im Comic-Stil gestaltet, ist das Ziel des Games 30 Wochen zu überleben, ohne in Radikalisierungsfallen zu tappen. Im Game wird man immer wieder mit Fragen konfrontiert und muss entscheiden: Was tun? Mitmachen oder nicht?
Gamen gegen Extremismus
Das kostenlose Game Radical Choices wurde im Dezember lanciert, entwickelt wurde es im Rahmen des vom Bund mitfinanzierten Projekts «Gaming against Extremism» und richtet sich an Jugendliche.
Die Radikalisierung Minderjähriger wurde im vergangenen Jahr innert Monaten wieder als akutes Problem auch einer breiteren Öffentlichkeit bekannt: Im März griff ein selbsternannter IS-Anhänger einen jüdischen Mann an. Der Täter war 15. Bis Ende Jahr verzeichneten die Sicherheitsbehörden elf Interventionen gegen Minderjährige, darunter waren auch Anschlagsvorbereitungen.
Die grösste Gefahr geht gemäss Sicherheitsbehörden von islamistisch geprägter Ideologie wie eines IS aus. Auch Rechtsextreme und Linksextreme sind im digitalen Raum aktiv, verbreiten ihre Ideologien.
Zeigen, wie Radikalisierung funktioniert
Das Game zeigt keine Propaganda realer Extremistengruppen, sondern eben «Pizza-Rebellen» und «Lama-Krieger». Milena Giordano, Co-Projektleiterin von «Gaming against Extremism», sagt, man wolle exemplarisch zeigen, wie Radikalisierungsmechanismen funktionierten.
«Es gibt das blinde Folgen, der Gehorsam, die Gruppenzugehörigkeit, das Schwarzweissdenken, die Einteilung in Feind- und Freundbilder. Das funktioniert immer sehr ähnlich. Die Versprechen sind vielleicht ein bisschen unterschiedlich, aber schlussendlich wird man geködert mit gewissen Versprechungen.»
Die Jugendlichen sollen also lernen, hinter Propaganda zu blicken. Das Game kann auf dem Smartphone allein gespielt werden, die Idee des Projektes ist aber eine Anwendung in Gruppen wie in Klassen, in Jugendtreffs oder in Sportclubs. Das Erlebte untereinander zu diskutieren und zu reflektieren, ist zentraler Bestandteil. Für Fachleute wie Lehrpersonen oder Jugendarbeitende steht deshalb Unterstützungsmaterial zur Verfügung.
Tricks der realen Extremisten durchschauen
Fragt sich, ob radikalisierte Jugendliche überhaupt noch auf so ein Game ansprechen, es überhaupt spielen würden. Das sei gar nicht das Hauptziel, sagt der Zürcher Jugendsozialarbeiter Patrick Bolle, der die Entwicklung des Games begleitet hat. «Aber ich glaube im Dunstkreis von Menschen, die jemanden kennen, ist es ein Hilfsmittel, um auf die Menschen zuzugehen und vielleicht auch zu erkennen und zu sagen: Hey, mein Kollege, der ist völlig abgedriftet, anhand von dem Game habe ich das jetzt erkannt.»
Im Game sind die «Pizza-Rebellen» Fiktion. Die Tricks der realen Extremisten sollen die Jugendlichen durchschauen – bevor Game over ist.