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Frauenhass und Gewaltfantasien Radikalisierung im Internet: Minderjährige planten Anschläge

In der Schweiz laufen mehrere Strafverfahren gegen Jugendliche, die einem gefährlichen ideologischen Mix verfallen waren.

Die Meldung ist in einer Flut von Mitteilungen des Bundesrats am Mittwoch kaum aufgefallen, hat es aber in sich: Im jährlichen Bericht zur Bedrohungslage der Schweiz heisst es, das Risiko terroristischer Anschläge habe sich «akzentuiert». Im Klartext: verschärft. Mit ein Grund: Minderjährige im Netz kruder rechtsextremer Ideologien.

Während die Hauptgefahr gemäss Bericht nach wie vor von Anhängerinnen und Anhängern des «Islamischen Staates» (IS) ausgehe – wie die Drohungen gegen die Pride in Zürich illustriert – habe auch die Bedrohung durch rechtsextremistisch motivierten Terrorismus europaweit weiter zugenommen.

Der Bericht zur Bedrohungslage

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Die Terrorbedrohung in der Schweiz sei nach wie vor erhöht, heisst es im jährlichen Bericht zur Beurteilung der Bedrohungslage, den der Bundesrat am Mittwoch gutgeheissen hat. Das Risiko geht von drei Seiten aus:

«Islamischer Staat»

Der terroristische Grossangriff der Hamas auf Israel Anfang Oktober 2023 und die folgenden Kampfhandlungen hätten die Bedrohung «akzentuiert». Insbesondere die Propaganda des «Islamischen Staats» habe die Entstehung von Netzwerken von Sympathisantinnen und Sympathisanten in der Schweiz begünstigt, verstärkt bei jungen Erwachsenen oder sogar Minderjährigen.

Linksextremismus

Im Bereich des gewalttätigen Extremismus erhöhe sich in Europa und in der Schweiz das Risiko, dass gewalttätige linksextremistische Kreise gezielte Gewalt gegen Personen einsetzen oder sogar Terroranschläge verübten.

Rechtsextremismus

Die Bedrohung durch rechtsextremistisch motivierten Terror in Europa nehme weiter zu, heisst es im Bericht. So habe es auch in der Schweiz mehrere Fälle gegeben von sehr jungen Personen, die bereit gewesen seien, einen Terrorakt zu begehen.

Konkret heisst es im Bericht: «So gab es auch in der Schweiz mehrere Fälle sehr junger Personen, die bereit waren, einen Terrorakt zu begehen.» Diese Fälle waren bisher öffentlich nicht bekannt.

Strafverfahren gegen Minderjährige aufgenommen

Nun zeigen Recherchen von SRF: Es geht um mehrere minderjährige männlicher Jugendlicher. Gegen sie laufen Strafverfahren von Jugendanwaltschaften, die im Laufe dieses Jahres gestartet wurden – in welchen Kantonen, ist nicht bekannt.

Sie alle hatten sich offenbar in Online-Foren und auf Social-Media-Kanälen durch einen Mix verschiedener Ideologien radikalisiert. Die jungen Männer werden als Incels bezeichnet, mit Sympathien für den sogenannten «Akkzelerationismus» und Verschwörungstheorien allgemein.

Was Incel und Akkzelerationismus bedeuten

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Incel wird von der Universität Freiburg als ein Kofferwort beschrieben aus involuntary (dt. unfreiwillig) und celibate (dt. sexuell enthaltsam). Damit wird eine Szene beschrieben, die sich international, vorallem in Online-Foren, austauscht. Radikalisierungsforscher sehen dort eine Gefahr, wo aus der unfreiwilligen Enthaltsamkeit – oder schlicht sexueller Frustration – ein Hass entsteht und genährt wird, insbesondere gegen Frauen. Viele Incel sehen auch den Feminismus als Grund dafür, dass sie keine Freundin hätten. In Kanada und in den USA verübten Jugendliche, die als Incels bezeichnet wurden, in der Vergangenheit bereits Anschläge.

Akkzelerationismus geht auf den englischen Begriff acceleration (dt. Beschleunigung) zurück. Das Institute for Strategic Dialog (ISD) beschreibt den Kern der Ideologie als Wunsch, einen Zerfall der Gesellschaft, wie wir sie kennen, zu beschleunigen. Ihre Anhänger seien oft der Überzeugung, die sogenannt «weisse Kultur» werde existentiell bedroht durch Immigration. Der einzige Ausweg, so die Ideologie, sei ein Kollaps der gegenwärtigen Demokratien und anschliessend der Aufbau einer ethnonationalen Gesellschaft. Auch mit Gewalt solle der Zerfall beschleunigt werden. Der Akkzelerationsmus habe weltweit ein wachsendes Publikum, schreibt das ISD.

Festgenommen wurden die Minderjährigen nicht, möglich sind nach Jugendstrafrecht andere Massnahmen wie ambulante oder stationäre Therapien.

Hand schliesst einen Laptop bei schwachem Licht.
Legende: Die Minderjährigen sind im Internet radikalen Ideologien verfallen und haben sich radikalisiert. Getty Images/Andrew Brookes

Zunahme der Fälle erwartet

Ihre gewalterfüllten Fantasien und wahrscheinlich erste Absprachen oder Vorbereitungen waren für die Behörden offensichtlich Grund zur ernsthaften Sorge, sie würden einen Terrorakt begehen wollen.

Wie es im Bericht zur Bedrohungslage weiter heisst, liege die Annahme nahe, dass deren Zahl in den kommenden Jahren noch weiter zunehmen werde. Denn Minderjährige und junge Erwachsene seien das bevorzugte Ziel einschlägiger Online-Propaganda.

Video
Aus dem Archiv: Schaffhausen ermittelt wegen Terrorverdachts
Aus Tagesschau vom 13.04.2024.
abspielen. Laufzeit 2 Minuten 26 Sekunden.

SRF 4 News, 26.06.2024, 12 Uhr

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