«Zweimal drei macht vier widdewiddewitt und drei macht neune, ich mach' mir die Welt, widdewidde wie sie mir gefällt.» Genau das dachten sich wohl auch Regisseur Erich Vock und Co-Autor Domenico Blass, wenn sie den Kindheitsklassiker Pippi Langstrumpf kurzerhand umschreiben und damit in die Gegenwart holen.
Diese Neuinterpretation heisst «Nightmär-chen für Erwachsene – Pippi in Taka-Tuka-Land» und läuft zurzeit im «Theater am Hechtplatz» in Zürich. Das Stück hat am Dienstag seine Premiere gefeiert.
Besonders ist, dass in dieser Märchenwelt des Bilderbuchtheaters, die sehr bunt ist, plötzlich reale Menschen auftreten.
Das Mundart-Theaterstück orientiert sich an der Originalversion von Astrid Lindgren, ist aber angereichert durch aktuelle gesellschaftliche Themen wie Affenpocken, kulturelle Aneignung, Energie- und Klimakrise. Für das Publikum der ersten Vorstellung eine Kombination, die funktioniert. Nicht zuletzt, weil ernsthaften Problemen dadurch etwas Leichtigkeit verliehen wird. DJane und Moderatorin Annina Frey sagt: «Es ist wichtig, auch über ernste Themen mal lachen zu können. Die Dinge, die in unserer Welt passieren, sind schon schlimm genug.»
Die für das «Nightmär-chen» Verantwortlichen, Regisseur Erich Vock und Co-Autor Domenico Blass, sind vom Konzept «Tradition trifft auf Aktualität» fasziniert. «Besonders ist, dass in dieser Märchenwelt des Bilderbuchtheaters, die sehr bunt ist, plötzlich reale Menschen auftreten», sagt der Regisseur. Das Skript für die Inszenierung schreibe sich dabei fast von alleine, so Blass. Er gehe einfach die Originalversion des Stücks durch und schreibe dazu, was ihm Dummes einfalle. Er müsse oft auch selbst darüber lachen.
Märchen für Erwachsene als Erfolgsrezept
Die Mischung von Tradition und Aktualität ist für den Co-Autoren Domenico Blass ein Erfolgsrezept: «Die Idee funktioniert immer. Denn Märchenfiguren, die in ihrer Märchenwelt unterwegs sind, und dann plötzlich über aktuelle Themen wie Instagram und Handys reden, sind beinahe automatisch lustig.»
Lustig findet diesen Kontrast auch Moderator Beni Thurnheer. «Natürlich hat es nicht mehr mit einem Kindermärchen zu tun, aber die Mischung aus den Anspielungen zum richtigen Märchen und zur aktuellen Zeit ist ziemlich unterhaltend», so der ehemalige Showmaster und Moderator. Für eine Szene steht Thurnheer sogar selbst als Schauspieler auf der Bühne.
Ebenfalls einen Gastauftritt hat der ehemalige Medienchef der Stadtpolizei Zürich, Marco Cortesi. Er sieht im Konzept, ein Stück so umzuschreiben, dass es «modern und zeitgerecht ist», grosses Zukunftspotenzial. Aktualitäten wird es schliesslich immer geben. Und bei den Märchen gilt bekannterweise: Wenn sie nicht gestorben sind, leben sie noch heute.