- Ein Gericht in New York hat Ghislaine Maxwell zu 20 Jahren Haft verurteilt.
- Ein halbes Jahr nach ihrem Schuldspruch wegen Sexualverbrechen ist somit im Prozess gegen die Epstein-Vertraute das Strafmass verkündet worden.
- Die 60-Jährige war im Dezember von einer Jury in New York unter anderem wegen Menschenhandels mit Minderjährigen zu Missbrauchszwecken schuldig gesprochen worden.
- Maxwell hatte angekündigt, in Berufung zu gehen.
Das gewählte Strafmass liegt wegen der besonderen Schwere der Taten leicht über dem gesetzlich vorgeschlagenen Rahmen von bis zu 19 Jahren und 7 Monaten. Die Verteidigung von Ghislaine Maxwell hatte für eine deutlich mildere Haftstrafe von weniger als zehn Jahren plädiert.
Es ist das grösste Bedauern meines Lebens, dass ich Jeffrey Epstein getroffen habe.
Ghislaine Maxwell galt als rechte Hand des bis in höchste US-Kreise vernetzten Geschäftsmanns Epstein und spielte eine zentrale Rolle beim Aufbau eines Rings zum sexuellen Missbrauch von Mädchen. Maxwell sagte, sie fühle mit den missbrauchten Frauen. Der Schmerz, den diese erfahren hätten, täte ihr leid – doch sie schob die Schuld vor allem ihrem Ex-Partner zu. «Es ist das grösste Bedauern meines Lebens, dass ich Jeffrey Epstein getroffen habe», sagte sie. Die Verbindung zu diesem werde immer auf ihr lasten.
Opfer kamen zu Wort
Am letzten Tag des Prozesses hatten mehrere Opfer von Epstein und Maxwell gesprochen. «Zusammen haben Sie undenkbare Dinge getan», sagte eine der Frauen. Die Verurteilte habe keine Reue: «Sie ist nicht traurig und sie würde es wieder tun». Ein anderes Opfer berichtete von den schweren Folgen der Verbrechen, von psychischen Problemen und mehreren Selbstmordversuchen. Richterin Alison Nathan betonte, dass Maxwell sich zwar mitfühlend für die Opfer geäussert habe, jedoch eine «mangelnde Übernahme von Verantwortung» für die Taten zeige.
Maxwells Aufgabe beim systematischen Missbrauch durch Epstein war es der Anklage zufolge, das Vertrauen von Mädchen zu gewinnen und sie ihrem ehemaligen Partner – oft für sogenannte Massagen – zuzuführen. Einige Male sei Maxwell bei Übergriffen sogar anwesend gewesen. Auch habe sie eine «Kultur des Schweigens» aufgebaut, um die Taten geheim zu halten. Sie habe dies getan, um ihr eigenes Luxusleben bei Epstein aufrechtzuerhalten.
Maxwell war Anfang der 1990er-Jahre nach New York gekommen. Dort traf sie Epstein auf einer der zahlreichen Promi-Partys und war zeitweise mit ihm liiert. Epsteins Umfeld beschrieb ihre Rolle in seinem Leben als eine Mischung aus Angestellter und bester Freundin.
Riesiges Interesse am Prozess
Die Gerichtsverhandlung hatte weltweit für Aufmerksamkeit gesorgt, weil sie für viele nach dem Tod Epsteins als Stellvertreterprozess gesehen wurde. Das Interesse an diesem Prozess war dementsprechend riesig: Zur Verkündung des Strafmasses hatten sich neben vielen Schaulustigen wieder Dutzende Journalisten aus der ganzen Welt stundenlang vor dem Gericht in Downtown Manhattan gedrängt, um in den Saal eingelassen zu werden.
In den vergangenen Tagen hatte es Unklarheit darüber gegeben, ob Maxwells Strafe tatsächlich verkündet würde, weil sie im Gefängnis wegen Selbstmordgefahr unter Beobachtung stand. Ihre Anwälte bestritten, dass die Angeklagte suizidal sei.