- Der Schweizer Hochseilartist Freddy Nock ist im Alter von 59 Jahren gestorben.
- Das bestätigt die Kantonspolizei Aargau auf Anfrage von SRF News.
- Nock suchte im Leben die Extreme und lotete Grenzen aus.
Am Mittwoch habe es einen Polizeieinsatz an seinem Wohnort Uerkheim im Kanton Aargau gegeben, sagte eine Sprecherin auf Anfrage. Die Ermittlungen würden derzeit laufen, doch eine Fremdeinwirkung werde ausgeschlossen.
Zuvor hatte bereits der «Blick» unter Berufung auf Nocks Ex-Frau über dessen Tod berichtet. Gegenüber der «Weltwoche» spricht Mary-José Knie vom gleichnamigen Zirkus von grosser Trauer um Freddy Nock. Der Hochseilartist stammte aus der Zirkusfamilie Nock und erreichte seit Ende der 1990er-Jahren mit seinen Darbietungen mehr als 20 Weltrekorde.
Der 1964 im Kanton Aargau geborene Nock hatte seine ersten Erfahrungen auf dem Seil bereits im Alter von vier Jahren gemacht. Mit dem Hochseillauf begann er im Alter von elf Jahren. Reisen als Zirkusartist in der ganzen Welt prägten die seine erste Lebenshälfte.
Seinen ersten Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde sicherte er sich im Jahr 1998 mit dem Lauf auf dem Tragseil der St. Moritzer Signalbahn über eine Distanz von 734 Metern.
Ausloten von Grenzen
Danach folgten weitere Weltrekorde, unter anderem im Mai 2006 mit dem Lauf auf dem Tragseil der Säntis-Schwebebahn über eine Distanz von mehr als 1222 Metern.
Oder im Sommer 2020: Ein schwindelerregender Hochseilakt in den Waadtländer Alpen auf den Tragseilen der Seilbahn von Glacier 3000, die den Col du Pillon mit dem Scex Rouge verbindet.
Auch die Liste seiner «Show Acts» ist lang: Spektakuläre Stunts und Motorradfahrten in der Stahlkugel mit einem Durchmesser von 4.9 Metern waren seine Sache. Das sogenannte Todesrad war ihm ebenfalls nicht fremd: Stunts mit zwei Artisten in und auf einer 360 Grad drehenden Achse mit zwei Rädern.
Nock wollte mit seinem auf dieses Jahr verschobenen Hochseil-Stunt-Weltrekordversuch, in einer Höhe zwischen 5000 und 10'000 Metern über Meer, neue Massstäbe setzen, wie auf seiner Webseite unter dem Titel «Willkommen in der Welt der Extreme» steht. Nock suche in seinen Stunts die «ultimative Herausforderung für Körper und Geist» und lote die Grenze nach oben immer weiter aus.
Die Zirkusfamilie Knie schrieb in einer Reaktion: «Freddy war nicht nur ein Ausnahme-Artist, sondern auch ein lieber Freund.» Die gemeinsame Tournee und die besonderen Auftritte wie etwa der Lauf auf dem Hochseil über dem Zürichsee würden für immer in Erinnerung bleiben, hiess es.
Nock kämpfte für Freispruch vor Obergericht
Grosses Aufsehen in den Medien fand ein Prozess gegen Nock. Das Aargauer Obergericht sprach Nock im November 2020 vom Vorwurf der versuchten vorsätzlichen Tötung seiner Frau frei. Das Bezirksgericht Zofingen hatte ihn zuvor zu einer teilbedingten Freiheitsstrafe von 2.5 Jahren verurteilt.
Bei den Verhandlungen vor dem Bezirksgericht und am Obergericht wurde klar, dass Nock und seine Frau eine schwierige, auch von Gewalt geprägte Beziehung hatten. Nocks Verteidiger sprach von einer «toxischen Beziehung» und von «einer wilden Ehe». Die Polizei hatte mehrmals an seinen Wohnort ausrücken müssen.
Das Obergericht sprach ihm eine Genugtuung von 11'000 Franken und eine Entschädigung von 12'000 Franken für entgangene Einnahmen aus. Dem Artisten waren verschiedene Auftritte als Folge des Verfahrens gestrichen worden.