In der Schweiz findet gerade ein Wetterwechsel statt. Die Temperaturen brechen um 13 Grad Celsius ein. Solche starken Wetterwechsel belasten den menschlichen Körper. Professor Andreas Matzarakis vom Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung des Deutschen Wetterdienstes erklärt den Einfluss des Wetters auf den menschlichen Körper.
SRF News: Was hat das Wetter mit dem menschlichen Körper zu tun?
Andreas Matzarakis: Es gibt Änderungen im Laufe des Jahres: Sommer und Winter. Es gibt Änderungen in Bezug auf das Wetter, das heisst, Änderungen von einem Tag zum nächsten oder solche während eines Tages, die lediglich wenige Stunden anhalten. Und dann gibt es auch Situationen, die länger anhalten, wie jetzt die letzten wärmeren Tage. Mit diesen Schwankungen muss der menschliche Körper umgehen können.
Welchen Einfluss hat die Meteorologie auf uns?
Wenn ein Mensch gesund und fit ist, dann kann er sich solchen Temperatur- und Wetterveränderungen ohne grosse Schwierigkeiten anpassen. Ist er nicht gesund und leidet unter Stress oder Vorerkrankungen, fällt es dem Körper schwerer, sich auf die neuen Bedingungen einzustellen.
Zusammenfassend ist das Wetter nicht schuld, dass jemand krank ist, sondern es verstärkt oder es lindert Beschwerden, die man hat.
Das hat den Grund, dass der Körper schon mit etwas anderem zu kämpfen hat. Ein Beispiel: Neigt jemand sowieso zu Kopfschmerzen, werden die Beschwerden je nach Wetter gelindert oder verstärkt. Zusammenfassend ist das Wetter nicht schuld, dass jemand krank ist, sondern es verstärkt oder es lindert Beschwerden, die man sowieso schon hat.
Hat das Wetter und die Temperatur auf alle Menschen eine Auswirkung?
Alle Menschen sind Wetter-reagierend. Das heisst, sie nehmen die Umgebung über ihre Sinne wahr und finden es angenehm, wenn die Aussentemperatur ungefähr 18 bis 25 Grad Celsius beträgt. Oder wenn es draussen stürmt, bleiben wir meistens lieber zu Hause. Gehen unsere Empfindungen über unsere Sinne hinaus, schaltet sich das vegetative Nervensystem ein. Frieren wir, fangen wir also an zu zittern. Aber nicht alle Leute sind wetterfühlig oder gar wetterempfindlich und leiden akut unter starken Temperaturen oder Wetterwechseln.
Jede zweite Person im deutschsprachigen Raum gibt an, das Wetter habe einen positiven oder negativen Einfluss auf ihre Beschwerden. Und zwischen 15 und 20 Prozent der Menschen gelten als wetterempfindlich. Typischerweise ist das die Tante oder der Grossvater, die meinen, dass ihr Knie wieder schmerze, weil das Wetter sich ändere.
Wie kann man das spüren?
Dieses Gespür, das einige Menschen an den Tag legen, empfinden eben meistens diejenigen mit Vorerkrankungen: also Stress, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Migräne oder rheumatische Erkrankungen. Wenn sich das Wetter ändert, bewirkt das eine bestimmte Unruhe. Diese entsteht durch Schwankungen des Luftdrucks im Millisekunden-Bereich.
Wie kann man sich auf den jetzigen Temperatursturz vorbereiten?
Die Kombination von Saharastaub, der eine Herausforderung für die Atemwege darstellt, der Temperatursturz und gleichzeitig auch noch der Pollen in der Luft, können zu einem sehr unangenehmen Cocktail werden. Deshalb ist es für anfällige Menschen grundsätzlich sinnvoll, wenn sie an solchen Tagen wie morgen ihre Aktivitäten reduzieren und sich den Bedingungen, die den Körper noch zusätzlich belasten, nicht allzu sehr aussetzen.
Bei den Menschen, die keine Vorerkrankung haben, ist es aus langfristiger Sicht ratsam, fit zu bleiben. Also viel Bewegung, eine ausgewogene Ernährung und genügend Schlaf, um sich gegen starke Wetterwechsel und Temperaturen abzuhärten.
Das Gespräch führte Selma Knecht