Der aktuelle Basler Gerichtsfall gibt Einblick ins Milieu: Im «Thai Harem», einem Bordell im Kleinbasler Rotlichtviertel an der Ochsengasse, mussten angeblich Frauen aus Thailand jahrelang unter sklavenähnlichen Umständen Kunden bedienen: Von ungeschütztem Sex oder dem Erfüllen sämtlicher Wünsche der Kunden ist die Rede in der Anklageschrift der Staatsanwaltschaft.
Was für Laien aussergewöhnlich klingen mag, bezeichnen Experten als gang und gäbe. Sonja Roest, Fachreferentin beim Basler Sicherheitsdepartement, das für den Bereich Prostitution zuständig ist, sagt dazu: «Das ist ein ganz typisches Muster. Ich gehe davon aus, dass es in Basel noch weitere solche Fälle gibt.»
Äusserst schwierige Arbeit für die Polizei
Trotzdem sei es für die Justiz äusserst schwierig, solche Fälle zur Anzeige zu bringen, sagt Roest. Einerseits sei es für die Polizei eine grosse Herausforderung, das Vertrauen zu den Opfern aufzubauen. Denn die Sexarbeiterinnen stehen oft unter grossem Druck, werden bedroht. Meistens sind sie zu verängstigt, um mit der Polizei zusammen zu arbeiten. Es komme hinzu, dass es für die Staatsanwaltschaft äusserst schwierig sei, Menschenhandel vor Gericht zu beweisen.
Gerade beim Menschenhandel handle es sich um «klassische Holkriminalität». Das bedeutet: Es gibt selten Anzeigen von Drittpersonen, die Polizei muss von sich aus Ermittlungen aufnehmen.
Zürich ist ein Pionierkanton bei der Bekämpfung von Menschenhandel und schon vor rund 20 Jahren aktiv geworden.
Trotzdem gibt es in der Schweiz beachtliche Unterschiede. Im Kanton Zürich ist es in den letzten Jahren zu rund zehn Mal mehr Verurteilungen wegen Menschenhandel gekommen als in Basel. Das zeigen Zahlen des Bundesamts für Statistik.
«Zürich ist ein Pionierkanton bei der Bekämpfung von Menschenhandel. Schon vor rund 20 Jahren ist die Justiz aktiv geworden», sagt Doro Winkler, Sprecherin der Fachstelle Frauenhandel und Frauenmigration (FIZ). In Zürich hat eine spezialisierte Gruppe, bestehend aus Experten der Opferhilfe, der Polizei und der Staatsanwaltschaft, schon früh den Kampf gegen Menschenhandel aufgenommen. Die enge Zusammenarbeit der verschiedenen Behörden sei wichtig.
Diese Verbrechen müssen mit aller Kraft bekämpft werden. Wir müssen ein Signal setzen.
Die Unterschiede zwischen Zürich und Basel sind beachtlich. Natürlich gilt zu beachten, dass Zürich deutlich mehr Einwohner und ein grösseres Einzugsgebiet hat als Basel. Das alleine erklärt jedoch nicht die zehn Mal höhere Zahl an Verurteilungen, sagen Experten. Dies gilt nicht nur im Bereich Menschenhandel. Auch beim Delikt «Zwangs-Prostitution» ist es in den letzten Jahren in Zürich zu rund zehn Mal mehr Verurteilungen gekommen als in Basel.
Für die SP-Grossrätin Sarah Wyss ist daher klar, dass Basel den Kampf gegen den Menschenhandel intensivieren muss. Sie hat einen entsprechenden Vorstoss im Parlament eingereicht. «Es muss ganz klar sein, dass wir das hier nicht tolerieren. Diese Verbrechen müssen mit aller Kraft bekämpft werden. Wir müssen da auch ein Signal setzen», sagt die SP-Politikerin. In ihrem Vorstoss wirft Wyss auch die Frage auf, ob die Behörden für ihre Arbeit mehr Mittel benötigen.
Zeigen Basler Bemühungen erste Erfolge?
Der Basler Sicherheitsdirektor Baschi Dürr möchte keine Stellung zum hängigen Vorstoss nehmen. Gegenüber dem Regionaljournal Basel von Radio SRF verweist er aber darauf, dass die Regierung 2017 Schwerpunkte in der Kriminalitätsbekämpfung gesetzt hat. Und einer dieser Schwerpunkte sei, den Kampf gegen den Menschenhandel zu intensivieren.
Dieser grosse Fall zeigt auch, dass wir in den letzten Jahren deutlich mehr gemacht haben.
«Wir haben neue spezialisierte Strukturen aufgebaut. Jetzt sammeln wir Erfahrungen», sagt Baschi Dürr und verweist auf den aktuellen Basler Fall: «Dieser grosse Fall zeigt auch, dass wir in den letzten Jahren deutlich mehr gemacht haben.» Unterdessen habe Basel nämlich ähnliche Strukturen aufgebaut wie der Pionierkanton Zürich.
Das Urteil im Fall «Thai Harem» wird am 10. März erwartet.
(SRF1, Regionaljournal Basel, 17.30 Uhr)