Markus Ritter, Präsident des Bauernverbandes und Mitte-Nationalrat aus St. Gallen, empfängt in seinem Wohnhaus in Altstätten, am Hang über dem St. Galler Rheintal, ganz im Osten des Landes. «Das Haus steht unter kantonalem Denkmalschutz», sagt Ritter. Die Geschichte des Hauses erzählend, zeigt er auf das weitläufige Rheintal und die Alpen im Hintergrund und kommt so auf seine Arbeit als Bauernpräsident zu reden.
Er sei nicht der, der operativ tätig sei, sondern der überlegen müsse, «wohin des Weges». Jeden Tag gebe es etwas Neues. Das tue gut. «Wenn man in einem Metallkessel wäre, das kann ich mir gar nicht vorstellen. Du musst irgendwo einen Weitblick haben», sagt Ritter.
Schwierigkeiten gehören dazu
Der Bio-Bauer ist 54 Jahre alt, verheiratet und hat zwei Söhne. Er denke immer vom Ziel her retour. Das sei wichtig. Und auch, dass man mit Schwierigkeiten rechne. «Wenn man ein Stratege sein will, dann gehören Schwierigkeiten und unvorhergesehene Ereignisse dazu.»
Schwierigkeiten gibt es in der Landwirtschaft manche, so geben pro Jahr mehrere hundert Bauernfamilien ihren Betrieb auf: «Darum kämpfe ich auch wie ein Löwe, dass die Bäuerinnen und Bauern wirklich auch sehen, dass wir gemeinsam etwas erreichen wollen und dass es Perspektiven gibt, dass wir eine Zukunft haben in der Landwirtschaft.» Das treibe ihn an. Sein Engagement wird wahrgenommen: Er bekomme viele Zuschriften von Bauernfamilien. «Das ist schon sehr motivierend.»
Darum kämpfe ich auch wie ein Löwe, dass die Bäuerinnen und Bauern sehen, dass wir gemeinsam etwas erreichen wollen.
«Ich habe zu den Grünen gesagt, nicht einmal eure Leute kaufen alle Bio-Produkte, geschweige von den Grünliberalen oder von der SP.» Er verstehe, dass sich das nicht alle leisten wollen oder können. «Aber was nicht geht, ist eine Politik zu machen, die an den Marktrealitäten vorbeizieht.»
Schwieriges Verhältnis mit Umweltverbänden
Der Bio-Bauer als Verfechter des Marktes: für viele ein Widerspruch, für Ritter eine Selbstverständlichkeit. Dazu gehört aber auch, dass sein Verhältnis zu den Umweltverbänden in einer Krise steckt: «Das ist sogar vergiftet zurzeit», sagt der Bio-Bauer. Mit der Kampagne – «Agrar-Lobby stoppen» – würden sie einen Millionenbetrag aufwerfen, um die Schweizer Landwirtschaft, den Bauernverband und die Führungskräfte zu diskreditieren. «Das können wir so einfach nicht akzeptieren.»
Das können wir so einfach nicht akzeptieren.
Die Umweltverbände wollten mit der Kampagne gegen die Agrar-Lobby und den Bauernverband den Boden ebnen für eine ökologischere Agrarpolitik. Ritter erwidert, die Kampagne hätte das Gegenteil bewirkt und die Bauernfamilien mobilisiert wie nie zuvor – gegen die Umweltverbände und die anstehenden Agrar-Initiativen – mit Ritter an vorderster Front.
«Es ist sicher die Triebfeder, dass ich etwas tun kann für unsere Bauernfamilien.» Aber ganz glücklich sei er zu Hause: «Bauer zu sein hier in Altstetten, am Hang oben, mit dieser Aussicht, mit unseren Tieren, mit den Bienen, mit den Obstbäumen, das ist eigentlich meine Leidenschaft.»