Normalerweise versammeln sich für die UNO-Gipfelwoche gegen 140 Staats- und Regierungschefs am UNO-Hauptsitz in New York. Dazu kommen hunderte von Ministern, die Chefs der wichtigsten Nichtregierungsorganisationen und jene der weltweit tätigen Konzerne. «Crazy Week» nennen das die New Yorker – nie brummt die US-Metropole dermassen wie jeweils in dieser Septemberwoche.
Voraufgezeichnete Videoaufnahmen statt Atmosphäre
Doch diesmal ist fast nichts so wie üblich. UNO-Generalsekretär Antonio Guterres sagt es so: «Die Coronakrise ist anders als jede, die wir zu Lebzeiten mitbekommen haben – und deshalb ist auch die diesjährige UNO-Gipfelwoche anders als alle bisherigen.»
Die vielen Gipfeltreffen finden zwar statt. Doch die Herren Trump, Macron oder Putin, Xi oder Modi, die Damen Merkel oder Sommaruga werden alle diesmal bloss voraufgezeichnete Videoreden im riesigen Saal der UNO-Generalversammlung halten.
Ein Video nach dem anderen wird abgespult. Das bedeutet: null Dynamik, keine bi-, tri- oder multilateralen Treffen, kein Zusammenraufen zu gemeinsamen Lösungen, keine Atmosphäre, keine Kreativität, aber auch keine Zusammenstösse – alles durch und durch steril.
Keine Impulse von einer virtuellen Konferenz
Die Coronakrise drückt auch der internationalen Politik ihren Stempel auf. Sie schwächt sie beträchtlich, wie im Verlauf des Jahres die virtuell stattfindenden Treffen der G7-, der G20- oder der EU-Staaten gezeigt haben. Routineentscheidungen lassen sich zwar fällen, doch mutige Weichenstellungen bleiben aus.
Dabei sind fast alle aktuell brisanten Themen solche, bei denen jede Nation allein überfordert ist. Es bräuchte länderübergreifende Ansätze: Ob nun Pandemiebekämpfung, Klimawandel, Migration, Digitalisierung oder Entwicklung – es fällt schwer, sich vorzustellen, dass da von der bloss virtuellen UNO-Gipfelwoche die nötigen Impulse ausgehen.