80 Jahre D-Day - So verlief der D-Day auf dem Flaggschiff «HMS Belfast»
Am 6. Juni 1944 schreiben 130'000 Soldaten Geschichte. Tausende Schiffe landen in der Normandie und greifen die deutschen Besetzer an. So verlief der Tag auf der «HMS Belfast».
Es ist bis heute die grössteLandoperation auf dem Seeweg: Am 6. Juni 1944 erreichten über 130'000 Soldaten der Alliierten die Strände der Normandie zur Befreiung Europas, das von den Deutschen besetzt war. Fast 7000 Schiffe waren beteiligt. Sie transportierten Truppen und schweres Gerät oder beschossen mit ihren Geschützen von der See aus die Stellungen der deutschen Wehrmacht.
Unter den alliierten Kriegsschiffen war auch die «HMS Belfast». Sie ist eines der wenigen Schiffe des D-Days, die heute noch existieren.
Angriff einer Armada
Aus Nordwesten weht ein kühler Wind über das Meer, die Wolken hängen tief. Auf dem Ärmelkanal formiert sich an jenem Morgen des 6. Juni eine Armada, wie sie die Welt noch nie gesehen hat. Leutnant zur See Peter Broke Smith notiert um 4 Uhr morgens auf der «HMS-Belfast» in sein Tagebuch: «Im Morgengrauen ist in sechs Meilen Distanz die Küstenlinie von Ver-sur-Mer zu erkennen. Und rund um uns ist die See voll mit Schiffen.»
Exakt um 5:27 Uhr befiehlt Kapitän Frederick Parham, das Feuer auf die deutschen Geschützbatterien an der Küste zu eröffnen. Veteranen der «HMS-Belfast» schwören seither, es sei ihr Schiff gewesen, das die erste Salve am D-Day abgefeuert habe. Dies ist mittlerweile umstritten.
Heute schwimmt die «HMS-Belfast» immer noch. Das Kriegsschiff ist in London auf der Themse verankert. Gehütet und erforscht von Maritim-Historiker Nigel Steel, der durch die «Belfast» führt.
Der D-Day in Kürze
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«D-Day» bezeichnet den Stichtag einer militärischen Operation und wurde das erste Mal im Ersten Weltkrieg verwendet. Ein vergleichbarer Ausdruck auf Deutsch wäre «Tag X». Heute beschreibt der D-Day die Landung der alliierten Streitkräfte am 6. Juni 1944 in der Normandie.
Federführend waren die britischen und die amerikanischen Streitkräfte. Sie stellten am meisten Soldaten. Beteiligt waren auch Einheiten aus Kanada, Frankreich, Polen, der Tschechoslowakei, Norwegen, Belgien, Luxemburg, den Niederlanden, Dänemark, Griechenland und Australien.
Eigentlich sollte die Landung am 5. Juni 1944 erfolgen, wurde jedoch wegen des schlechten Wetters um einen Tag verschoben. Nahezu 160’000 Soldaten überquerten in den frühen Morgenstunden den Ärmelkanal – zu Wasser und in der Luft. Die Operation Overlord hatte zum Ziel, eine Bresche in den Atlantikwall der deutschen Wehrmacht zu schlagen, der von Skandinavien bis nach Spanien verlief. Mit Erfolg. Den Alliierten gelang es, einen Brückenkopf im Nordwesten Frankreichs zu errichten und die deutschen Besatzer zurückzudrängen.
Vom 6. Juni 1944 bis zur Befreiung von Paris am 19. August 1944 landeten über 2 Millionen alliierte Armeeangehörige in der Normandie. Bis zur Kapitulation der deutschen Truppen in Nordfrankreich wurden über 230’000 Alliierte getötet, verletzt oder vermisst. Die deutschen Streitkräfte zählten 30‘000 Tote und rund 80‘000 Verletzte. Über 140’000 Deutsche wurden gefangen genommen; gegen 60‘000 Deutsche vermisst. Die Gesamt-Opferzahl der Normandie-Schlacht wird auf rund 550‘000 geschätzt.
Erschütterungen zerbrachen die Toiletten
«Hier auf dem Flaggdeck stand Kapitän Parham in der Nacht vom 5. auf den 6. Juni 1944. Später erzählte er, wie schwierig es war, mitten in dieser Armada zu navigieren.» Nur dank des Vollmonds sei es möglich gewesen, das Schiff ohne Kollision in Küstennähe zu bringen.
Als die «Belfast» am 6. Juni 1944 um 5:27 Uhr das Feuer eröffnet, werden alle zwölf Kanonen abgefeuert. «Den Lärm kann man sich schlicht nicht vorstellen. Die Erschütterungen waren so gross, dass alle Toilettenschüsseln auf dem Schiff zerbrachen», erzählt der Historiker.
Der König hielt Churchill zurück
Die 187 Meter lange und 10'000 Tonnen schwere «Belfast» war am D-Day eines der modernsten Kriegsschiffe. Selbst der damalige Premierminister Winston Churchill wollte am D-Day unbedingt auf der Brücke der «Belfast» stehen.
Niemand geringeres als der damalige König Georg VI. verbot ihm dieses Vorhaben in einem Brief vom 2. Juni 1944: «Mein lieber Winston, ich möchte noch einmal an deine Vernunft appellieren, die «Belfast» am D-Day nicht zu besteigen», schreibt der König. «Ich bin ein jüngerer Mann als Du. Zudem bin ich Seemann und als König Oberhaupt aller Streitkräfte. Ich kann Dir versichern, dass es nichts gibt, was ich lieber tun würde, als in See zu stechen. Aber mein Platz ist hier an Land. Und deshalb ist es nur angemessen, dass Du exakt das Gleiche tust wie ich. Dein Freund George.»
Ein Mahnmal auf der Themse
Die «HMS-Belfast» erfüllte ihre Mission auch ohne den Kriegsminister an Bord. Sie kehrte am Ende der Invasion ohne Verluste nach England zurück. Der Kreuzer blieb noch bis 1965 im Dienst und wurde dann ausgemustert.
Seither liegt die «Belfast» in Sichtweite des Towers verankert. Ein schwimmendes Museum. Ein Mahnmal. Die silberne Schiffsglocke auf dem Achterdeck wird noch heute täglich poliert. Darauf steht in kleiner Schrift ein Vers aus Psalm 116: «Wie können wir danken, dass Du uns errettet hast.»
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