- Mit massiver Gewalt sind vermummte Sicherheitskräfte in Belarus (Weissrussland) gegen neue Proteste gegen Machthaber Alexander Lukaschenko vorgegangen.
- In Minsk setzten Uniformierte Tränengas und Blendgranaten gegen friedliche Demonstranten ein, wie Videos zeigen, die über den Nachrichtendienst Telegram verbreitet wurden.
- Die Menschenrechtsgruppe Wesna spricht am Abend von mehr als 1000 Festnahmen. Darunter seien erneut Journalisten gewesen.
Auf den Videos sieht man, wie Demonstranten vor schwarz Uniformierten wegrennen oder Festnahmen verhindern. Es kam dabei zu Auseinandersetzungen, immer wieder prügelten Sicherheitskräfte auf Menschen ein. Auf den Strassen waren Uniformierte mit Sturmgewehren zu sehen. Polizisten zerrten und trugen Frauen und Männer in Gefangenentransporter und Kleinbusse.
Es gab mehrere Verletzte. Berichten zufolge wurde eine Frau von einer Lärmgranate am Fuss getroffen. Ein Video zeigte einen bewusstlosen Mann auf einer Grasfläche, der von Uniformierten medizinisch behandelt wurde. Er soll vorher geschlagen worden sein. Mehrere Tausend Menschen waren in grösseren Gruppen in der Hauptstadt Minsk unterwegs. Aber auch in anderen Städten gab es Aktionen.
Wesna: Über 1000 Festnahmen
Bei der Sonntagsdemonstration wurden nach Angaben der Menschenrechtsgruppe Wesna mehr als 1000 Demonstranten festgenommen. Das Menschenrechtszentrum listete am Sonntagabend auf seiner Internetseite die Namen von mehr als 1040 Festgenommenen auf.
Die meisten von ihnen kamen demnach in der Hauptstadt Minsk in Polizeigewahrsam. Darunter waren auch mehrere Journalisten. Viele kamen am Abend nach einer Überprüfung wieder auf freien Fuss. Die Behörden veröffentlichten zunächst keine Zahlen zu den Festnahmen.
Einschränkungen im Personenverkehr
Erneut waren wieder etwa 15 Metrostationen in Minsk gesperrt, damit Demonstranten nicht ins Stadtzentrum gelangen konnten. Auch das mobile Internet war weitgehend abgeschaltet – diesmal bereits am Morgen. Damit wollten es die Behörden den Demonstranten schwerer machen, sich zu Versammlungen zu verabreden. Zudem waren mehrere Strassen und Plätze teils abgeriegelt.
Es ist der mittlerweile 99. Protesttag. Die Demonstranten erinnerten dabei an den Tod eines 31-Jährigen vor wenigen Tagen. Der Mann, den die Demokratiebewegung als Helden verehrt, soll überfallen worden sein. Einen Tag später starb er an seinen schweren Verletzungen. «Wir werden den Tod von Roman Bondarenko nicht verzeihen», schrieb Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja bei Telegram. Die Menschen in Belarus sollten weiter gemeinsam für Freiheit und ihr Leben kämpfen.