Südkoreanische Polizistinnen und Ermittler der Antikorruptionsbehörde haben am Mittwoch Präsident Yoon Suk Yeol festgenommen. Ein erster Versuch, den suspendierten Präsidenten zum Verhör zu bringen, war vor zwölf Tagen am Widerstand des Sicherheitsdienstes des Präsidenten gescheitert.
Festnahme hat sich abgezeichnet
Dass es nun doch zu einer baldigen Festnahme kommen könnte, hatte sich in den letzten Tagen abgezeichnet. So gab es im präsidialen Sicherheitsdienst offensichtliche Differenzen, ob man den Präsidenten weiterhin vor einer Verhaftung schützen soll. Der Chef der Organisation trat vor einigen Tagen zurück.
Zudem gab es Meldungen, dass ein hochrangiger Offizier mit der Polizei verhandle. Am Dienstag wurde bekannt, dass sich die Polizei und die Ermittler der Antikorruptionsbehörden trafen, um die Verhaftung zu planen.
Yoon sieht sich weiterhin im Recht
Stacheldraht und Busse versperrten die Zugänge zum Wohnsitz von Präsident Yoon Suk Yeol. Am Mittwoch gab der suspendierte Präsident den Widerstand gegen seine Festnahme aber auf. Um Blutvergiessen zu verhindern, wie er in einer dreiminütigen Videobotschaft erklärte.
Darin machte er auch klar, dass er sich weiterhin gegen die Untersuchungen gegen ihn wehrt. Yoon bezeichnete diese als ungerechtfertigt und gesetzeswidrig. Die Äusserungen zeigen, dass Yoon nicht von seiner Haltung abrückt und sich weiterhin im Recht sieht.
Yoon hatte im vergangenen Dezember überraschend das Kriegsrecht verhängt. Obwohl er die Entscheidung nach wenigen Stunden wieder zurücknehmen musste, löste der Schritt eine politische Krise in Südkorea aus. In der Folge stimmte das Parlament für die Amtsenthebung Yoons. Diese muss noch vom Verfassungsgericht bestätigt werden.
Erste Verhaftung eines Präsidenten
Am Dienstag wollte das Verfassungsgericht die erste offizielle Anhörung abhalten. Der suspendierte Präsident blieb der Anhörung jedoch fern. Aus Sicherheitsgründen, wie er angab. Das Verfassungsgericht entschied daraufhin, den Prozess auf Donnerstag zu vertagen.
Daneben ermittelt auch die Antikorruptionsbehörde wegen Machtmissbrauchs und Aufruhrs gegen Yoon. Dazu wird Yoon nun nach seiner Festnahme verhört.
Es ist das erste Mal in Südkorea, dass ein formell amtierender Präsident verhaftet wird. Die politische Krise in Südkorea ist mit Yoons Verhaftung aber nicht beendet, sondern lediglich ein Kapitel reicher.