- Die Partei von Präsident Aleksandar Vucic hat am Sonntag nach Angaben von Analysten die Parlamentswahlen in Serbien gewonnen.
- Nach Auszählung von 94 Prozent der abgegebenen Stimmen sehen die Belgrader Institute Cesid und Ipsos die serbische Fortschrittspartei (SNS) mit 47 Prozent der Stimmen als klar stärkste Kraft.
- Gegenüber der vorherigen Wahl vor 17 Monaten legt die SNS um zwei Prozentpunkte zu.
Bleibt es dabei, würde sie über eine absolute Mehrheit von 128 Mandaten in der Volksversammlung (250 Sitze) verfügen. Die liberale Opposition, die diesmal als Wahlbündnis «Serbien gegen Gewalt» gemeinsam angetreten ist, vereinigt demnach 24 Prozent der Stimmen auf sich und kann mit 65 Mandaten rechnen.
Drittstärkste Kraft wird die Sozialistische Partei Serbiens (SPS) von Aussenminister Ivica Dacic mit 7 Prozent der Stimmen und 18 Mandaten. Sie regiert seit 2012 in einer Koalition mit der SNS.
Vucic ist seit Mai formell nicht mehr SNS-Vorsitzender, bestimmt aber weiterhin die Geschicke der Partei. Im Wahlkampf brachte er sich massiv ein. Die SNS stand als Liste mit dem Namen «Aleksandar Vucic – Serbien darf nicht stehenbleiben» auf den Wahlzetteln.
Opposition und Wahlforscher warfen der Präsidentenpartei rund 450 Verstösse gegen die Wahlordnung vor. Insbesondere in der Hauptstadt Belgrad, in der zeitgleich hart umkämpfte Kommunalwahlen stattfanden, habe die SNS mit Hilfe staatlicher Stellen massiv betrogen, behaupteten Oppositionspolitiker in der Wahlnacht.
«Nach unseren Schätzungen wurden in Belgrad 40'000 Personalausweise an Menschen ausgestellt, die nicht hier leben», sagte Oppositionsführer Miroslav Aleksic. Medien berichteten von Autobussen, die Menschen aus dem serbischen Teil Bosnien-Herzegowinas zur Belgrader Arena brachten, wo sie an der Wahl teilgenommen haben sollen.
Parlament nach zwei Jahren aufgelöst
Vucic hatte das Parlament nach nicht einmal zwei Jahren aufgelöst. Der Präsident, der seit 2012 in wechselnden Funktionen die Politik des Landes bestimmt, nutzt vorgezogene Wahlen immer wieder, um sich der Loyalität seiner Funktionäre und Anhänger zu versichern. Auslöser der vorgezogenen Wahl waren vor allem zwei Amokläufe im Mai mit 18 Toten sowie Konflikte in dem seit 2008 unabhängigen Kosovo.
Kritiker werfen Vucic einen autoritären Regierungsstil vor. Vucic missbraucht diesen Stimmen zufolge den Regierungsapparat, Polizei und Geheimdienste, um politische Konkurrenten wirtschaftlich zu ruinieren und in der Öffentlichkeit zu diffamieren. Zugleich seien die Machthabenden um Vucic mit der organisierten Kriminalität im Bunde, so Vorwürfe von Kritikerinnen und Kritikern. Tätliche Angriffe auf Oppositionelle würden häufig von Schlägertrupps aus diesem Milieu durchgeführt.