- Im US-Bundesstaat Texas hat ein Bundesrichter die Zulassung für das Abtreibungsmedikament Mifepriston ausgesetzt.
- Die Pille wird bei mehr als der Hälfte aller Schwangerschaftsabbrüchen eingesetzt.
- Das US-Justizministerium kündigte an, Berufung einzulegen.
Die Zulassung für die Abtreibungspille Mifepriston wurde vom texanischen Gericht per Verfügung ausgesetzt. Der Beschluss vom Freitag solle jedoch erst in sieben Tagen in Kraft treten. So will das Gericht der Behörde, welche für die Zulassung von Medikamenten zuständig ist, die Möglichkeit geben, Berufung einzulegen, wie das Gericht mitteilte.
Der Richter in Texas gab mit der Verfügung einer Klage von Abtreibungsgegnerinnen und -gegnern gegen die Arzneimittelbehörde FDA statt. Sie werfen der FDA vor, das Medikament nicht ausreichend geprüft zu haben.
US-Präsident Joe Biden kündigte an, seine Regierung werde gegen den Richterspruch ankämpfen. Justizminister Merrick Garland teilte mit, sein Ministerium werde Berufung dagegen einlegen. Damit deutet sich ein langwieriger Rechtsstreit um die Zukunft des Abtreibungsmedikaments an, der nach Ansicht vieler Beobachter am Ende mit hoher Wahrscheinlichkeit vor dem obersten Gerichtshof der USA landen könnte.
Nur kurz nach dem Urteil aus Texas verfügte ein US-Gericht im Bundesstaat Washington, dass der Zugang zum Medikament bestehen bleiben müsse. Sieben von Demokraten regierte Bundesstaaten und der District of Columbia, der Bezirk, in dem die US-Hauptstadt Washington liegt, hatten geklagt, den Zugang zu dem Medikament in ihren Staaten aufrechtzuerhalten. Dem gab der vom früheren Präsidenten Barack Obama eingesetzte Richter im Bundesstaat Washington statt.
Spiegel der tiefen politischen Spaltung
Der aktuelle Streit um die Verfügbarkeit von Mifepriston und die Rechtmässigkeit von Schwangerschaftsabbrüchen insgesamt, spiegelt die tiefe politische Spaltung des Landes. Es ist eines der Kernthemen der Auseinandersetzung, die in den USA oft als «Culture Wars», als Kampf der Kulturen zwischen konservativen und progressiven Kräften bezeichnet wird. Vor allem die religiöse Rechte und weite Teile der republikanischen Partei versuchen seit Jahrzehnten, dieses Recht einzuschränken oder gar abzuschaffen.
Der Richter im aktuellen Fall, Matthew Kacsmaryk, wurde von Ex-Präsident Donald Trump ernannt und gilt als streng konservativ und tief religiös. Präsident Biden sagte am Freitag, die Entscheidung in Texas «ist der nächste grosse Schritt hin zu dem landesweiten Verbot von Abtreibungen, das gewählte republikanische Volksvertreter geschworen haben, in Amerika zum Gesetz zu machen.»