«Frankreich verachtet uns seit der Sklaverei und hat bis heute seine Haltung nie geändert», ärgert sich der Demonstrant Alouna Traoré. Seit mehreren Monaten wird in Burkina Faso an Demonstrationen der Rauswurf der französischen Truppen gefordert.
Frankreich verachtet uns seit der Sklaverei und hat bis heute seine Haltung nie geändert.
Ende Januar hat der Übergangspräsident Ibrahim Traoré, der seit einem Putsch im September an der Macht ist, dann offiziell den militärischen Vertrag mit Frankreich aufgekündigt.
Mehr Dschihadisten trotz Frankreichs Truppen
400 Elitesoldaten waren zuletzt im Land, mit einer Spezialmission: Bekämpfung des Dschihadismus in der Region. Nun wird diese Mission abgebrochen, obwohl der Dschihadismus weiter ein grosses Problem ist in Burkina Faso.
Die Bevölkerung versteht nicht, warum die Dschihadisten trotz der Präsenz der Franzosen so viel Einfluss gewonnen haben.
«Die Bevölkerung versteht nicht, warum die Dschihadisten so viel Einfluss gewonnen haben in Burkina Faso trotz der sehr langen Präsenz der Franzosen», sagt Ulf Laessing, Leiter des Regionalprogramms Sahel der Konrad-Adenauer-Stiftung.
Dass es Burkina Faso versäumt habe, in die Gebiete zurückzukehren, die von Dschihadisten zurückerobert wurden, werde in den staatlichen Medien bewusst verschwiegen. Das verstärkte die Anti-Frankreich-Stimmung.
Demonstrationen auch in Niger
Frankreich ist nicht nur in Burkina Faso auf dem Rückzug. Erst im letzten Sommer wurde auf Druck die Antiterror-Operation «Barkhane» in Mali beendet. Und auch aus der Zentralafrikanischen Republik ist das französische Militär abgezogen.
Um die 3000 Soldaten sind weiterhin in Mauretanien, Niger und Tschad stationiert. Aber auch in Niger sind die französischen Truppen umstritten. Gegen die Verlegung von Soldaten der Operation «Barkhane» nach Niger wurde im Herbst protestiert. «In Niger ist die Regierung sehr stark mit Frankreich verbündet, aber auch dort gibt es in der Bevölkerung eine ähnliche Stimmung wie in Mali und Burkina Faso.» Dies sei für Frankreich heikel, so Laessing.
Frankreich will nun seine Strategie in der Sahelzone anpassen und sich stärker zurücknehmen, wie Präsident Emmanuel Macron im November auf der Militärbasis in Toulon erläuterte: «Unser Engagement an der Seite unserer Partner in Afrika muss sich nun auf die Zusammenarbeit und Unterstützung ihrer Armeen konzentrieren.»
Russland will Kooperation in Sahelzone verstärken
Während Frankreich gezwungen ist, sich aus der Region zurückzuziehen, wird Russland in verschiedenen Ländern der Sahelzone mit offenen Armen empfangen.
Auf seiner Afrika-Tour hat der russische Aussenminister Sergei Lawrow Anfang Februar unter anderem Mali besucht und betont, dass man Mali und den anderen Ländern in der Sahelzone bei der Bekämpfung des Terrorismus zur Seite stehen werde.
Russland werde als Retter gefeiert, in den sozialen Medien werde diese Position durch Kampagnen gezielt gefördert, so Laessing: «Der Westen wird als schlecht empfunden, obwohl er eigentlich der Partner für die Entwicklungszusammenarbeit ist.» Russland hingegen werde dargestellt als Bekämpfer des neuen Kolonialismus des Westens und somit bejubelt.
Bisher ist die Offensive Russlands in Afrika vor allem diplomatischer Art. Wie eine allfällige militärische Unterstützung aussehen könnte und ob Russland im Kampf gegen den Dschihadismus erfolgreicher wäre als Frankreich, bleibt offen.