Universitäten und Hochschulen in den USA dürfen bei den Zulassungskriterien die Hautfarbe nicht mehr berücksichtigen. Das hat der Oberste Gerichtshof entschieden. Das Urteil ist brisant.
Wenn die ethnische Herkunft ein Zulassungskriterium für eine Uni sei, verletze dies den in der Verfassung verankerten Gleichheitsgrundsatz, argumentierten die sechs konservativen Richter des neunköpfigen Supreme Courts. Bemerkenswert dabei: Einer von ihnen, der Schwarze Clarence Thomas, hatte im Vorfeld zugegeben, einst selbst von der «Affirmative Action»-Regelung profitiert zu haben bei der Zulassung an die Yale Law School.
Chancengleichheit versus Wettbewerb
Der Zugang zu Hochschulen wird mit diesem Urteil für Schwarze und Latinos schwieriger werden. Dies zeigen Zahlen aus Bundesstaaten, in denen es bereits jetzt verboten ist, dass die ethnische Herkunft ein Auswahlkriterium ist.
Politisch fallen die Reaktionen bis jetzt entlang der Parteigrenzen aus. Während die Demokraten von einem Rückschritt sprechen im jahrelangen Kampf, Minderheiten zu schützen und Chancengleichheit zu gewähren, lautet der Tenor bei den Republikanern, dass nun endlich ein auf Leistung beruhender Wettbewerb stattfinde, unabhängig der Hautfarbe.
Der Supreme Court hat mit dem Urteil gezeigt, dass er sich erneut nicht davor scheut, eine Rechtsprechung aufzuheben, die rund 50 Jahre Bestand hatte. Damals wurde argumentiert, dass es im Interesse aller sei, wenn die Hautfarbe der Studierenden mit in Betracht gezogen werde. Denn Menschen anderer Herkunft zu verstehen, bereite die Studierenden auch auf eine vielfältige Arbeitswelt und Gesellschaft vor.
Politische Folgen noch offen
Mit dem Urteil untermauert der Supreme Court die konservative Haltung bei gesellschaftspolitischen Themen und die Frage steht im Raum «what’s next?». Also welche Rechte, die jahrelang Bestand hielten, könnten als nächstes gekippt werden. In vielen Kreisen sorgt dies für Verunsicherung und auch dazu, dass das Vertrauen in den Supreme Court sinkt.
Das Urteil des Obersten Gerichts letztes Jahr, das landesweite Recht auf Abtreibung zu kippen, hatte sich politisch teilweise als Bumerang für die konservative Wählerschaft erwiesen, wie aus den Resultaten bei den Zwischenwahlen hervorgeht. Ob das heutige Urteil ähnliche politische Auswirkungen haben wird, zeigt sich spätestens in eineinhalb Jahren bei den nächsten Wahlen, denn Schwarze und Hispanics sind eine wichtige Wählerschaft.