Konkret empfiehlt der Bundesrat den Banken, Messmethoden zu entwickeln, die die Wirkung von Finanzprodukten auf das Klima zeigten. Denn nur, wenn Anleger und Anlegerinnen transparent über die Klimafreundlichkeit oder Klimafeindlichkeit eines Investments Bescheid wüssten, könnten sie sich informiert für oder gegen ein Produkt entscheiden.
Der Bundesrat belässt es aber bei freiwilligen Empfehlungen – verbindliche Regeln sind keine geplant. Bei der Schweizerischen Bankiervereinigung begrüsst man dies. August Benz, stellvertretender CEO der Bankiervereinigung, sagt dazu: «Die Kunden unserer Banken erwarten Vergleichbarkeit von Finanzprodukten, auch in Sachen Nachhaltigkeit, Transparenz und Messbarkeit. Viele unserer Banken und Mitglieder nehmen das Thema sehr ernst.»
Keine klaren Messmethoden?
Benz hält es für richtig, dass der Bundesrat den Rahmen festlegt, die Banken aber selbst dafür verantwortlich sind, wie sie Nachhaltigkeit messen. Denn noch gebe es keine fix definierte Methode, um festzustellen, ob ein Finanzprodukt grün sei oder nicht.
Mit den freiwilligen Empfehlungen gebe der Bundesrat der Branche Zeit, um «diese Massnahmen auch mit Spezialisten global zu entwickeln und weiterzuentwickeln.» Damit könnten die Banken auch auf die richtigen Massnahmen und Indikatoren setzen und diese entsprechend umsetzen.
Greenpeace ist enttäuscht
Dem Umweltverband Greenpeace geht der Bundesrat mit den freiwilligen Empfehlungen hingegen zu wenig weit. Man sei enttäuscht, sagt Finanzexperte Peter Haberstich von Greenpeace. Freiwilligkeiten und Empfehlungen seien in Anbetracht der Dringlichkeit der Klimakrise überhaupt nicht angemessen.
«Der Bundesrat muss Leadership zeigen und vorangehen. Er muss aufzeigen, welche Methodik angewendet wird, wie das vergleichbar wird. Er muss auch klare Vorgaben machen, Zeitpläne einfordern und vorgeben, bis wann das umgesetzt wird», sagt Peter Haberstich.
Der Bundesrat muss Leadership zeigen.
Das Argument, die Messmethode sei noch unklar, sei eine Ausrede. Wer Nachhaltigkeit ganzheitlich definiere, finde heute schon genügend Daten, sagt der Greenpeace-Vertreter. Es gehe nur darum, zu definieren, was eine nachhaltige Lebensweise sei und welche Unternehmen diese ermöglichen können und Produkte und Dienstleistungen dazu anbieten. «Das kann man ein Stück weit jetzt schon machen, ohne noch mehr Daten», so Haberstich.
Wichtig sei, dass man bei Firmen nicht nur die Klimabilanz der Produktion messe, sondern auch, wie grün Produkte und Dienstleistungen bei der Verwendung seien. Amazon zum Beispiel gilt als klimabewusstes Unternehmen, wenn es um Lagerhäuser, Transport und Produktion geht. Nur müsse man auch andere Faktoren in die Rechnung einbeziehen.
Denn Amazon habe ein Geschäftsmodell, das den Konsumwahn befeuere und zu Materialverschleiss führe. «Wenn man das ganzheitlich betrachtet, dann wird auch eine Firma wie Amazon, die sehr schnell mal grün sein kann, nicht mehr so grün», sagt der Greenpeace-Experte.
Sicher ist: Es wird noch eine Weile dauern, bis Anlegerinnen und Anleger genau wissen, wie viel Klimafreundlichkeit in ihren Portfolios wirklich schlummert.