- In Peru haben indigene Dorfbewohner rund 100 Touristinnen und Touristen freigelassen, die sie zuvor auf einem Boot als Geiseln gehalten hatten.
- Die Geiselnahme war aus Protest gegen eine defekte Pipeline der staatlichen peruanischen Ölgesellschaft erfolgt. Diese hatte einen lokalen Fluss verschmutzt.
- Unter den Geiseln befand sich gemäss dem eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) auch ein Schweizer Staatsangehöriger. Es gehe ihm gemäss eigenen Aussagen gut.
Aus Protest gegen die Untätigkeit der Regierung nach einem Ölleck hatten die Dorfbewohner im peruanischen Amazonasgebiet etwa 70 Touristen aus dem In- und Ausland festgesetzt. Unter den Passagieren auf dem Schiff seien Peruaner wie auch Touristen aus den USA, Spanien, Frankreich, Grossbritannien und der Schweiz. Nach Gesprächen mit der peruanischen Regierung wurden sie freigelassen.
Der Ortsvorsteher Watson Trujillo Acosta hatte zuvor bestätigt, dass die Personen in Kürze freigelassen werden sollen. «Die Achtung vor dem Leben muss an erster Stelle stehen. Wir werden ermöglichen, dass die Menschen auf dem Schiff an ihren Bestimmungsort gebracht werden können.»
Wie es auf Anfrage von SRF heisst, hatte das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) Kenntnis von der Entführung. Es bestätigte, dass ein Schweizer Staatsangehöriger in der Amazonasregion Loreto, in dem das Dorf Cuninico liegt, auf einem Boot in Peru festsitzt. Gemäss eigenen Aussagen gehe es ihm gut, schreibt das EDA. Mediensprecherin Léa Zürcher schreibt zudem, dass die Schweizer Botschaft vor Ort mit den zuständigen peruanischen Behörden sowie mit den Botschaften der anderen betroffenen Länder in Kontakt stehe.
Öl aus Pipeline ausgetreten
In letzter Zeit war immer wieder Öl aus einer Pipeline des Energiekonzerns Petroperú ausgetreten und hatte den Fluss Marañón verschmutzt.
Die Menschen mussten mit Erdöl kontaminiertes Wasser trinken und Fisch essen, ohne dass sich die Regierung darum kümmerte.
«Wir fordern, dass der Notstand verhängt wird und dass eine Kommission unter der Führung des Präsidenten unsere Region besucht», sagte Trujillo Acosta. Er erzählt, dass die Menschen mit Erdöl kontaminiertes Wasser trinken und Fisch essen mussten. Gemäss dem Dorfvorsteher sind zudem nicht nur die rund 1000 Einwohner seiner Gemeinde, sondern fast 80 weitere Gemeinden betroffen.
Petroperú teilte mit, dass die Pipeline immer wieder absichtlich beschädigt werde. Seit Dezember vergangenen Jahres seien über 50 Beschädigungen registriert worden. Eigenen Angaben zufolge kümmerte sich das Unternehmen um die Säuberung der betroffenen Gebiete und versorgte die Anwohner mit Trinkwasser und Lebensmitteln.
Es drohen Versorgungsengpässe mit Gemüse
«Sie sind freundlich und respektvoll mit uns, aber das ist die einzige Möglichkeit, die sie haben, um eine Lösung für ihr Dorf zu finden», schrieb die Radsportlerin Ángela Ramírez, die auf dem Schiff festsass, auf Facebook. «Je schneller sie Gehör finden, desto schneller lassen sie uns gehen.»
Offenbar liessen die Dorfbewohner auch Transportschiffe nicht passieren und blockierten den Fluss Marañón. Nach Einschätzung von Händlern könnte es in der Stadt Iquitos deshalb zu Versorgungsengpässen mit Gemüse kommen. «Unsere Waren stecken fest, weil die Leute die Schiffe nicht durchlassen», sagte der Sprecher der Händler, Diego Bautista, im Radiosender RPP. «Die Preise für Gemüse steigen bereits.»