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Ambitiöses Sparprogramm Politik nimmt Dänemarks Rundfunk an die kurze Leine

Fast 400 Mitarbeiter bekamen heute die Kündigung. Eine Herausforderung für die öffentlich-rechtliche Anstalt des Landes.

Die Weisung an die über 3500 Mitarbeitenden von «Danmarks Radio» – wie die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt, die neben Radiosendern auch zahlreiche Fernsehkanäle und Onlineangebote betreibt – war klar. Ab 8 Uhr mussten alle erreichbar sein. Dann kamen die Anrufe der Chefs. Fast 400 Journalistinnen und Journalisten bekamen ihre sofortige Entlassung mitgeteilt.

Es war der vierte Akt in einem Drama, das vor zwei Jahren mit dem Amtsantritt einer ehemaligen Kadermitarbeiterin von «Danmarks Radio», Mette Bock, als Kulturministerin den Anfang genommen hatte. Die rechtsliberale Politikerin bekam damals vom dänischen Ministerpräsidenten Lars Løkke Rasmussen den Auftrag, das gebührenfinanzierte öffentlich-rechtliche Medienhaus neu aufzustellen.

Mette Bock
Legende: Kulturministerin Mette Bock greift finanziell durch beim neuerdings steuerfinanzierten Sender. Imago

Und dies hat Mette Bock dann auch getan: Im Frühjahr brachte sie zunächst mit knapper Mehrheit im Parlament eine Abschaffung der Rundfunkgebühren im Parlament durch. Diese betrugen bislang pro Haushalt gut 400 Franken im Jahr. Künftig wird «Danmarks Radio» über den Staatshaushalt finanziert.

Das Parlament kann somit politischen Einfluss nehmen auf die bislang unabhängige Rundfunkanstalt. Im Sommer legte Kulturministerin Mette Bock darüber hinaus die staatliche Lizenz neu auf. Darin wird festgehalten, dass die Programme von «Danmarks Radio» künftig einem christlichen Wertegrund verpflichtet sein müssen. Was dies genau heisst, muss sich nun weisen.

20 Prozent weniger Mittel zur Verfügung

Vor wenigen Wochen kam Mette Bocks dritter Streich: Im neuen Staatshaushalt werden die Mittel für «Danmarks Radio» kräftig zusammengestrichen. Das Medienhaus muss künftig auf einen Fünftel seiner bisherigen Mittel verzichten.

Die Folgen dieses politisch umstrittenen Sparpaketes sind umfassend: Neben der Kündigung der fast 400 Mitarbeitenden, was über zehn Prozent der Stellen ausmacht, wird auch das Programmangebot massiv reduziert. Mehrere Fernseh- und Radiosender werden abgestellt.

Gemäss der neuen Rundfunklizenz soll sich «Danmarks Radio» künftig auf das «Wesentliche beschränken», wie es darin heisst. Insbesondere bei den Unterhaltungs- und Sportangeboten bedeutet das Abstriche – sie werden mehr den privaten Anbietern überlassen. International beachtete Produktionen wie etwa die Polit-Dramaserie «Borgen – Gefährliche Seilschaften» dürften künftig kaum noch zu finanzieren sein. Gleichzeitig soll aber das regional abgestützte journalistische Angebot im Land wieder gestärkt werden.

Finanzielles Fiasko wegen Zusammenlegung

Ganz unschuldig an dieser Entwicklung ist «Danmarks Radio» selbst indessen nicht. Immer wieder sorgte die Rundfunkanstalt in den letzten Jahren für Negativschlagzeilen. So lief zum Beispiel eine grossangelegte Zusammenlegung von Radio- und Fernsehredaktionen an einem neugebauten Hauptsitz in Kopenhagen finanziell derart aus dem Ruder, dass in der Folge bereits zahlreiche Stellen gestrichen werden mussten.

Zudem kam es vereinzelt zu Lohn- und Spesenexzessen. Einem USA-Korrespondenten wurden die Kosten eines Pferdetransportes für die Gattin in der Höhe von über 12'000 Franken zurückerstattet; ein Mitglied der Geschäftsleitung stellte innerdänische Flüge im Wert von über 100'000 Franken im Jahr in Rechnung.

Politiker nutzen die Gunst der Stunde

Und – besonders pikant: Als die jetzt für die grosse Sparübung hauptverantwortliche Kulturministerin Mette Bock im Jahre 2009 von ihrem Job als Programmchefin bei der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalt aus eigenen Stücken zurücktrat, erhielt sie trotzdem noch eine Abfindung von über 300'000 Franken aufs Konto überwiesen.

Die solide Finanzierung, die dominante Stellung im Land mit einem Angebot, das neun von zehn Däninnen und Dänen regelmässig nutzen, stiegen dem Management offensichtlich in den Kopf. Die Politiker haben dies dazu genutzt, die Unabhängigkeit und Rolle des öffentlich-rechtlichen Rundfunks nachhaltig zu schwächen.

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