Seit dem Grossangriff der Hamas auf Israel bangen auch in Thailand Familien um ihre Angehörigen. Denn in Israel leben mehr als 30'000 Thailänderinnen und Thailänder, davon arbeiten die allermeisten in der Landwirtschaft.
Bislang seien 21 thailändische Staatsangehörige bei den Attacken gestorben, 16 weitere seien von der Hamas als Geiseln verschleppt worden, teilt die thailändische Regierung mit.
Dominierendes Thema in Thailand
Martin Aldrovandi berichtet für SRF aus Thailands Hauptstadt Bangkok. Dort werde die Lage in Israel täglich verfolgt und sei ein dominierendes Thema in den Medien, berichtet der Korrespondent. «Im Fokus stehen dabei vor allem die thailändischen Staatsangehörigen, die in Israel leben.»
In den Berichten werden Familien gezeigt, die ihre Angehörigen zu erreichen versuchen. «Darunter sind auch herzzerreissende Geschichten, leider auch von Familien, die Angehörige in Israel verloren haben», sagt Aldrovandi. In den sozialen Medien kursieren – teilweise auch ungefiltert – verstörende Bilder: Sie sollen thailändische Arbeitsmigranten zeigen, die getötet werden. «Ich habe selbst eines davon gesehen und musste nach ein paar Sekunden wegklicken», sagt Aldrovandi.
Die Situation in Israel ist noch immer unübersichtlich – und Thailand weit weg. Die Behörden in Bangkok informierten regelmässig an Medienkonferenzen, sagt Aldrovandi. Auch die israelischen Arbeitgeber der thailändischen Arbeitsmigrantinnen und -migranten liefern Informationen. «Die meisten versuchen aber natürlich, direkt Kontakt mit ihren Angehörigen aufzunehmen.»
In unmittelbarer Nähe zum Gazastreifen
Zehntausende Menschen aus Thailand leben in Israel, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen und Geld an ihre Familien zu schicken. Bei den meisten von ihnen handelt es sich laut dem SRF-Korrespondenten um Männer. «Sie stammen meist aus ärmeren Regionen Thailands und verdienen in Israel mehr Geld, als sie es zu Hause könnten.»
Etwa 5000 von ihnen leben im Süden von Israel, nahe der Grenze zum Gazastreifen. Für die Arbeiterinnen und Arbeiter gibt es ein Abkommen zwischen Thailand und Israel: «Vor ihrer Abreise erhalten sie in Thailand eine Art Jobtraining, dann sind sie erst einmal zwei Jahre in Israel. Dann kann der Vertrag auf maximal fünf Jahre verlängert werden», sagt Aldrovandi.
Wie sich die traumatischen Erfahrungen durch den Hamas-Terror auf die thailändische Arbeitsmigration nach Israel auswirken werde, lasse sich derzeit nicht abschätzen.