Die weltweiten Militärausgaben sind so hoch wie noch nie. Erstmals sind sie im letzten Jahr über die Marke von zwei Billionen Dollar gestiegen. Das geht aus dem Bericht des Stockholmer Friedensforschungsinstituts Sipri hervor. Die Friedensforscherin Dana Landau schätzt die Entwicklung ein.
SRF News: Macht die Zunahme der Militärausgaben die Welt friedlicher oder gefährlicher?
Dana Landau: Man weiss aus der Geschichte und auch aus der Theorie, dass es sehr gut möglich ist, dass es die Welt gefährlicher macht. Und zwar hat das mit dem Sicherheitsdilemma zu tun: Die Staaten rüsten auf, um mehr Sicherheit oder Stabilität zu generieren – weil sie sich unsicher fühlen.
Die Staaten rüsten auf, weil sie sich unsicher fühlen.
Das Dilemma besteht darin, dass die Aufrüstung der einen Staaten wiederum bei anderen Staaten oder Regionen zum Gefühl fehlender Sicherheit führt. Das wiederum hat ein Wettrüsten zur Folge. Was also mit dem Ziel getätigt wurde, mehr Stabilität zu schaffen, kann durchaus für mehr Instabilität sorgen.
Die Gefahr ist offenbar gross – schon vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine haben die weltweiten Rüstungsausgaben zugenommen.
Genau. Das alles hat sich schon vor der russischen Invasion in die Ukraine angebahnt. Es ist ein Trend, der schon länger da ist und sich jetzt offensichtlich weiter in diese Richtung bewegt. Aus Sicht der Friedensforschung ist das besorgniserregend.
Überdenken jetzt auch bislang eher pazifistisch gesinnte Länder ihre Haltung und setzen künftig auf eine stärkere Armee?
Das ist sehr wahrscheinlich. In gewissen Fällen haben wir das direkt nach der Invasion der Ukraine schon gesehen. So will Deutschland bekanntlich zusätzlich 100 Milliarden Euro in die Bundeswehr stecken. Doch auch in anderen Staaten laufen jetzt diese Debatten. Jene Seite, die schon immer für mehr Aufrüstung war, wurde durch diese Entwicklungen jetzt gestärkt.
Das Gespräch führte Silvan Zemp.