US-Präsident Donald Trump hat einer Zeugenaussage zufolge im Januar 2021 einige Anhänger erst mit seiner Rede zum gewaltsamen Marsch auf das Kapitol aufgewiegelt.
Trump sagte in seiner Rede, dass er bei uns sein werde.
Der Trump-Anhänger Stephen Ayres sagte bei der siebten öffentlichen Anhörung vor dem parlamentarischen Untersuchungsausschuss in Washington, er habe nicht geplant, zum Kapitol zu gehen.
Trump feuerte die Menge an
Erst Trumps Rede habe das geändert und «jeden aufgebracht». «Alle dachten, er werde mitmarschieren. Wissen Sie, er sagte in seiner Rede, dass er bei uns sein werde», sagte Ayres.
Der Zeuge Ayres schilderte, dass Aufrufe in sozialen Netzwerken ihn bewogen hätten, an diesem 6. Januar in die US-Hauptstadt zu kommen. Er habe «definitiv» geglaubt, dass es Betrug bei der Präsidentenwahl 2020 gegeben habe. Heute glaube er das «nicht so sehr». Das liege auch daran, dass er sich aus den sozialen Medien zurückgezogen und selbst «recherchiert» habe.
War der Sturm auf das Kapitol geplant?
Nach Überzeugung des Untersuchungsausschusses plante Trump den Marsch seiner Anhänger zum Kapitol bereits Tage zuvor. «Präsident Trump hat seinen Plan umgesetzt, indem er in seiner Rede am 6. Januar seine Anhänger aufforderte, zum Kapitol zu marschieren», sagte Ausschuss-Mitglied Stephanie Murphy.
«Die Beweise bestätigen, dass es sich nicht um einen spontanen Aufruf zum Handeln handelte, sondern um eine bewusste Strategie, die der Präsident im Voraus beschlossen hatte», so die Demokratin.
Bereits vor dem 6. Januar habe es Informationen gegeben, dass sich «sehr gewalttätige Individuen» an diesem Tag in Washington versammeln wollten, sagte Donell Harvin, der damals in einer Sicherheitsbehörde der US-Hauptstadt beschäftigt war. Unterschiedliche Gruppen hätten sich dafür verbündet.
Trump sprach schon am 19. Dezember davon
So soll ein Trump-Tweet vom 19. Dezember nach Auffassung von Ausschussmitglied Jamie Raskin «explosive Wirkung» in der rechten Szene entfaltet und bei deren Mobilisierung eine zentrale Rolle gespielt haben.
Nach einem Treffen mit Mitarbeitern, das nach Schilderungen von Zeugen aus dem Ruder gelaufen war – hatte Trump einen Tweet abgesetzt, in dem er zu Protesten aufrief: «Big protest in D.C. on January 6th. Be there, will be wild!» (in etwa: «Starker Protest in D.C. am 6. Januar. Seid dabei, wird wild!»).
Trump wollte Niederlage nicht anerkennen
Mehrere damalige Vertraute hatten Trump eigenen Angaben zufolge nach der im November 2020 verlorenen Wahl zur Aufgabe geraten. Der Ausschuss zeigte Videomitschnitte verschiedener Zeugenbefragungen hinter verschlossenen Türen.
Trumps ehemaliger Arbeitsminister Eugene Scalia sagte demnach: «Ich habe ihm mitgeteilt, dass ich denke, dass es für ihn an der Zeit sei anzuerkennen, dass Präsident Biden die Wahl gewonnen hat.»
«Wenn man auf der Verliererseite steht, heisst das nicht, dass man darüber glücklich sein muss», sagte der demokratische Ausschussvorsitzende Bennie Thompson. Man könne eine Menge tun – aber eben nicht gewalttätig werden.
«Was Donald Trump in diesem Moment hätte tun müssen, was von jedem amerikanischen Anführer verlangt worden wäre, war zu sagen: ‹Wir haben unser Bestes getan, aber wir haben es nicht geschafft.›» Trump sei den umgekehrten Weg gegangen.
In der kommenden Woche soll eine weitere öffentliche Anhörung stattfinden.