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Heino Falcke: «Schwarze Löcher sind eine Beleidigung»
Aus Tagesgespräch vom 27.06.2024. Bild: SRF/Simone Hulliger
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Astrophysiker und Prediger «Schwarze Löcher sind eine Beleidigung für Physiker»

Ein leuchtender Ring rund um ein dunkles Zentrum: Heino Falcke und seinem Team ist es 2019 gelungen, ein Schwarzes Loch zu fotografieren. Dafür wurde er im vergangenen Herbst mit dem Balzan-Preis ausgezeichnet. Neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit ist der Professor für Astrophysik auch Laienprediger. Wie das zusammenpasst, erklärt er im Tagesgespräch von Radio SRF.

Heino Falcke

Heino Falcke

Astrophysiker

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Heino Falcke wurde 1966 in Köln geboren und ist Professor für Astrophysik in Nimwegen. Er ist Mitglied im Science Council des Ereignishorizont-Teleskops (EHT). Mithilfe eines weltweiten Verbunds von Radioteleskopen gelang es ihm, das erste Bild eines Schwarzen Lochs zu präsentieren.

SRF News: Was sind Schwarze Löcher?

Heino Falcke: Es ist ein Objekt, in dem die Schwerkraft so stark ist, dass nichts entkommen kann. Nicht einmal das Licht. Und Licht ist das Schnellste, was es gibt. Mit Licht übertragen wir Informationen. Wenn selbst Licht nicht mehr entkommen kann, dann kann nichts mehr entkommen. Alles, was reinkommt, kommt nicht mehr raus. Schwarze Löcher haben etwas Mystisches und Furchterregendes an sich.

Was würde passieren, wenn wir in ein Schwarzes Loch fielen?

Wenn ich mit einer Rakete auf ein Schwarzes Loch zufliege und kurz bevor ich hineinfalle die Bremsraketen zünde und davor zum Stehen komme, vergeht meine Zeit langsamer als im Rest des Universums. Ich würde es im Zeitraffer sehen. Tausende, vielleicht Millionen von Jahre würden in einer Stunde vergehen. Das hängt mit der Relativitätstheorie zusammen.

Wir haben dieses Phänomen auf der Erde auch. Die Uhren auf der Erde laufen langsamer als die oben auf den Satelliten. Wenn ich also tatsächlich in das Schwarze Loch falle, habe ich zunächst das Gefühl, das Schwarze Loch sei noch vor mir. Aber wenn ich ein Bild zur Erde schicken wollte, käme es schon nicht mehr aus dem Schwarzen Loch heraus. Ich würde immer weiter in Richtung Zentrum fallen und irgendwann zu einem einzigen Punkt zerquetscht werden.

Ist der Urknall der Anfang und das Schwarze Loch das Ende des Universums?

Genau, das Schwarze Loch ist das Ende von Raum und Zeit. Dort spielt sich eine Physik ab, die wir nicht kennen und leider auch nicht messen können. Genau deshalb sind Schwarze Löcher eine Beleidigung für jeden Physiker. Sie enthalten eine ganz neue Physik, die sie nicht mit uns teilen.

Die grosse Frage ist: Woher kommt das alles? Woher kommt der Urknall? Woher kommen die Naturgesetze?

Sie beschäftigen sich mit dem Urknall und der Schöpfungsgeschichte. Wie passt das zusammen?

Das passt wunderbar zusammen. Wir haben in den letzten Jahrhunderten verstanden, dass die ersten beiden Worte der Bibel «Am Anfang» stimmen. Das Universum hat einen Anfang, und es wird ein Ende haben. Wir müssen lernen, damit umzugehen, dass wir zwischen Schöpfung und Untergang leben. Die grosse Frage ist aber: Woher kommt das alles? Woher kommt der Urknall? Woher kommen die Naturgesetze? Für mich ist der Ursprung tatsächlich ein Schöpfer.

Die Frage, woher alles kommt, lässt sich grundsätzlich nicht mit Naturgesetzen beantworten.

Ist es auch praktisch, sich mit einem Gott zu behelfen, wenn man nicht erklären kann, wie es zum Urknall gekommen ist?

Gott kann in dieser Hinsicht schon als Lückenbüsser angesehen werden. Doch ebenso falsch ist der Glaube, dass alles naturwissenschaftlich erklärbar ist. Denn die Frage, woher alles kommt, lässt sich grundsätzlich nicht mit Naturgesetzen beantworten. Das heisst, wir müssen uns ein Bild davon machen, was am Anfang steht.

Da haben wir die Wahl: Gehen wir davon aus, dass am Anfang etwas Seelenloses steht oder vielleicht ein Fragezeichen? Oder – wie in meinem Fall – gehe ich davon aus, dass es einen Schöpfer gibt? Die Wissenschaft wird uns darauf keine Antwort geben, die muss jeder Mensch für sich selbst finden.

Aus dem Tagesgespräch mit Simone Hulliger, Mitarbeit Géraldine Jäggi.

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Tagesgespräch, 27.06.2024, 13:00 Uhr ; 

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