Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping ist zu einem zweitägigen Griechenlandbesuch in Athen eingetroffen. Dabei sollen insgesamt 16 Kooperationsabkommen in den Bereichen Handel, Energie und Finanzen unterzeichnet werden.
Weiter erhalten zwei chinesische Banken Lizenzen, um in Griechenland geschäften zu können. «Das ist vor allem wichtig für die Gründung neuer Unternehmen, die von der Bank of China finanziert werden», sagt Corinna Jessen, Journalistin in Athen. Profitieren würden aber auch bereits in Griechenland ansässige chinesische Unternehmen.
Xi wird sich unter anderem mit dem griechischen Ministerpräsidenten Kyriakos Mitsotakis und mit Staatspräsident Prokopis Pavlopoulos treffen. Mit Mitsotakis ist ein Besuch im Hafen Piräus geplant. Diesen haben die Chinesen seit einigen Jahren gepachtet. Jetzt wollen sie Piräus zu einem der grössten Containerhäfen Europas ausbauen.
Piräus als «Kopf des chinesischen Drachens»
«In Piräus sollen weitere 600 Millionen Euro investiert werden», weiss Jessen. Vorgesehen ist die Aufschüttung von zwei weiteren Molen im Meer. Aber auch in den Tourismus will Peking investieren: So ist der Bau eines vierten Piers für Kreuzfahrtschiffe geplant. Damit werden dereinst vier Passagierschiffe von bis zu 400 Metern Länge gleichzeitig abgefertigt werden können. Auch ein Einkaufszentrum, vier Luxushotels sowie ein Parkhaus sollen hochgezogen werden.
Bei diesen Plänen handle es sich eigentlich nicht um neue Investitionen, so die Journalistin: Sie seien bloss von der alten Regierung unter Premier Alexis Tsipras verschleppt worden. Ganz anders die neue liberal-konservative Regierung von Mitsotakis: «Sie wird nicht müde, ihre Offenheit auch für Investitionen aus China zu betonen», sagt Jessen.
Piräus solle «der Kopf des chinesischen Drachen» werden, sagte Xi der Athener Zeitung «Kathimerini». Der griechische Hafen vor Athen wird für China zu einem Art Brückenkopf in Europa. Er ist er erste Tiefseehafen Europas, den die chinesischen Frachtschiffe nach der Durchfahrt des Suez-Kanals anlaufen können – und das im Gegensatz etwa zu den Häfen am Atlantik erst noch Gezeiten-unabhängig.
Nur wenige Griechen kritisieren Chinas Pläne
Einen entsprechend wichtigen Stellenwert hat Piräus in Chinas Seidenstrassen-Projekt. Eng zum Ausbau des Hafens gehört zudem die Anbindung von Piräus an die europäischen Schienenwege, damit die Waren von Griechenland weiter nach Norden und Westen transportiert werden können.
Zwar begrüsst laut Umfragen eine knappe Mehrheit der Griechinnen und Griechen die chinesischen Investitionen, doch es gibt auch Kritik. So steigen etwa die Immobilienpreise in Athen, weil viele Chinesen Häuser kaufen, damit sie sogenannte goldene Visa erhalten. Mit diesen können sie fünf Jahre lang frei innerhalb der EU reisen. In den von den Chinesen gekauften Häusern wohnen dann meist aber nicht mehr Griechen, sondern sie landen auf dem AirBnB-Markt. Damit lässt sich mehr Geld verdienen.
Daneben gebe es auch Kritiker, die grundsätzlich gegen die Veräusserung von strategischen Strukturanlagen seien, sagt Journalistin Jessen. «Allerdings vergisst man in Griechenland auch nicht, dass die Chinesen zu Beginn der Finanzkrise als Einzige in grossem Massstab investiert haben.» Die Europäer hatten Athen damals verordnet, sein Tafelsilber zu verkaufen, sich aber nicht selber als Investoren engagiert.