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Ausbreitung von Coronavirus An einem einzigen Tag 700 Neuansteckungen bestätigt

  • Die Zahl der Toten durch die neuartige Lungenkrankheit in China ist bis Montag um 24 auf 80 gestiegen.
  • Innerhalb eines Tages kletterte die Zahl der bestätigten Infektionen in der Volksrepublik sogar um mehr als 700 auf 2744, wie das Staatsfernsehen unter Berufung auf die chinesischen Behörden berichtete.
  • Mit den rund 50 Fällen ausserhalb Chinas sind damit bislang fast 2800 Fälle weltweit bestätigt.

Die Zahl der Infizierten in China kann weiter stark steigen, da es rund 5800 Verdachtsfälle gibt, bei denen die Diagnose noch nicht abgeschlossen ist. In Hongkong, Taiwan und Macao gibt es 17 bestätigte Erkrankungen – in anderen Ländern Dutzende mehr.

Wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) berichtete, war die grosse Mehrheit der ausserhalb Chinas Erkrankten zuvor in der besonders schwer betroffenen Metropole Wuhan in Zentralchina gewesen, dem Ausgangsort der Epidemie.

In den USA wurden zwei neue Fälle in Kalifornien und Arizona bestätigt, wie die US-Gesundheitsbehörde berichtete. Damit steigt die Zahl in den USA auf fünf. Ausserdem gibt es drei Fälle in Frankreich, dem bisher einzigen Land in Europa mit bestätigten Erkrankungen, sowie in Thailand, Japan, Südkorea, Vietnam, Singapur, Malaysia, Nepal und Australien. Kanada zählte einen ersten «vorläufig bestätigten» Fall.

Frankreich holt Staatsbürger heim

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Frankreich will Staatsbürger, die in Wuhan leben, in ihre Heimat ausfliegen. Die Rückholung geschehe im Einverständnis mit den chinesischen Behörden, teilte die französische Gesundheitsministerin Agnes

Buzyn mit.

Nebst Frankreich bereiten laut Medienberichten offenbar auch Russland und die USA eine Evakuierung von Staatsbürgern aus Wuhan vor. Grossbritannien und Spanien wollen ihren Bürgern

bei einer Ausreise aus dem chinesischen Coronavirus-Gebiet

helfen. «Wir arbeiten daran, britischen Staatsbürgern eine

Möglichkeit zu geben, die Provinz Hubei zu verlassen», teilt das

Aussenministerium in London mit. Spaniens Aussenministerin Arancha Gonzalez Laya kündigte an, rund 20 Landsleute aus der

Millionenstadt Wuhan zurückzuholen.

Auch Deutschland bereitet sich vor. Aussenminister Heiko Maas erklärte, dass das Land eine Evakuierung aller Deutschen aus der betroffenen Region in Betracht ziehe.

Laut Eidgenössischem Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) sind der Schweizer Botschaft acht angemeldete Schweizer Staatsangehörige bekannt, die in der Stadt Wuhan leben. Die Hälfte der acht Personen seien jedoch nicht mehr vor Ort und die Verbliebenen wollten Wuhan nicht verlassen, teilte das EDA auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mit.

Von den Patienten in China seien 461 schwer erkrankt, berichtete das Staatsfernsehen. Allein in der 11-Millionen-Metropole Wuhan und der umliegenden Provinz Hubei wurde der Zustand von weiteren 69 Erkrankten als kritisch beschrieben.

Der Chef der WHO, Tedros Adhanom Ghebreyesus, reist wegen des Coronavirus nach Peking. Da wolle er mit Vertretern der Regierung und Gesundheitsexperten über notwendige Schritte im Kampf gegen das Virus beraten, hiess es.

Drastische Massnahmen

In der Provinz Hubei wurden mehr als 45 Millionen Menschen in mindestens 14 Städten weitgehend von der Aussenwelt abgeschottet. Flüge und Zugverbindungen sowie der öffentliche Nahverkehr wurden gestoppt. Selbst Metropolen wie Peking und Shanghai haben die Überlandverbindungen mit Bussen ausgesetzt, damit das Virus nicht eingeschleppt wird.

Der Erreger ist inzwischen in fast jeder Provinz oder Region des Landes aufgetaucht. Als weitere Massnahme gegen die Ausbreitung kündigte die Regierung in Peking an, dass die Ferien für die Beschäftigten im Land über das laufende Neujahrsfest um drei Tage bis und mit Sonntag verlängert werden.

Um die Erkrankten zu versorgen, baut Wuhan im Eiltempo zwei neue Spitäler – mit einer Kapazität von 2300 Betten.

Auch während Inkubationszeit ansteckend

Die Erkenntnisse der chinesischen Behörden über das neuartige Virus seien noch begrenzt, wie das nationale Gesundheitsamt mitteilt. «Internationale Experten sind hier wiederum skeptisch. Der klare Nachweis für eine Übertragung in der Inkubationszeit fehlt bisher. Grundsätzlich ist, wenn überhaupt, dann eine Übertragung gegen Ende der Inkubationszeit wahrscheinlicher, nicht gleich zu Beginn», so SRF-Wissenschaftsredaktorin Katrin Zöfel. Diese Zeit zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krankheit bei einer Person liege zwischen einem und 14 Tagen.

HIV-Medikament gegen das neue Coronavirus?

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China testet derzeit, ob ein HIV-Medikament zur Behandlung von Symptomen des neuen Coronavirus eingesetzt werden kann. Chinesische Gesundheitsbehörden hätten im Kampf gegen die Lungenkrankheit die Arznei mit dem Namen Aluvia (Kaletra) angefordert, teilte eine Sprecherin des US-Pharmakonzerns AbbVie mit.

Forscher gehen derweil davon aus, dass jeder Infizierte zwei bis drei weitere Personen anstecke. Ob die Ansteckungsrate so bleiben werde, hänge von der Wirksamkeit der Gegenmassnahmen ab, sagten Wissenschaftler vom Imperial College in London und der Universität Lancaster. Um die Krankheit einzudämmen, müssten künftig mindestens 60 Prozent der Neuansteckungen verhindert werden.

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