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Ausbruch in Ruanda Marburg-Virus: die wichtigsten Fakten zur gefährlichen Krankheit

In Ruanda breitet sich das Marburg-Virus weiter aus. Wie verbreitet ist die Krankheit, wie gefährlich ist sie – und gibt es einen Impfstoff? Ein Überblick.

Ausbruch in Ruanda: Ende September gaben die Gesundheitsbehörden den Ausbruch der gefährlichen Viruserkrankung bekannt. Seither sind elf Patienten gestorben, 25 sind isoliert und werden behandelt. Allein am Mittwoch ist die Zahl der nachgewiesenen Fälle von Infizierten um 7 Patienten auf 36 gestiegen, wie das Gesundheitsministerium von Ruanda auf X mitteilte.

Die Verbreitung: Zu Ausbrüchen kommt es vor allem auf dem afrikanischen Kontinent; in Angola, Kongo, Kenia, Südafrika und Uganda. 2008 wurden zwei Fälle bei Reisenden in den USA und den Niederlanden gemeldet, welche Uganda besucht hatten.

Der Ursprung: Das Marburg-Virus und Ebola seien sehr ähnlich, sagt Claudia Daubenberger, Infektiologin am Schweizerischen Tropeninstitut in Allschwil. «Wir vermuten, dass die registrierte Häufung der Ausbrüche daran liegt, dass der Mensch weiter in den Lebensraum der Fledermäuse eindringt. Fledermäuse übertragen das Marburg-Virus auf den Menschen, und die Menschen bringen es in die Dörfer.»

Doch kein Marburg-Virus in Deutschland

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Der Verdacht auf das Marburg-Virus bei zwei Deutschen in Hamburg hat sich nicht bestätigt. Die beiden ins Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf gebrachten Menschen seien negativ auf das Virus getestet worden, teilte die Sozialbehörde mit. Eine der beiden Personen hatte kurz zuvor in Ruanda in einem Spital gearbeitet, in dem auch mit dem Virus infizierte Menschen behandelt wurden. Der Medizinstudent wird laut den Behörden bis zum Ende der Inkubationszeit von bis zu 21 Tagen weiter beobachtet und verbringt die Zeit in Isolation. Auch die Begleitperson des Mannes wird über das Wochenende im Spital beobachtet.

Die beiden waren in der Nacht auf Mittwoch laut Behördenangaben mit einem Flugzeug von Ruanda nach Frankfurt geflogen und von dort mit einem Zug nach Hamburg gefahren. Während der Reise nahm der Student Kontakt mit Ärzten auf, weil er Sorge hatte, sich in Ruanda mit einer tropischen Krankheit infiziert zu haben. Die Feuerwehr habe die beiden nach ihrer Ankunft in Hamburg mit einem Infektionsschutztransport zur Untersuchung und Isolierung ins Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf gebracht, teilte die Sozialbehörde mit. (sda/dpa)

Die Übertragung: Das Virus gilt als hoch ansteckend. Doch die Übertragung von Mensch zu Mensch findet laut aktuellem Forschungsstand praktisch nur über Körperflüssigkeiten statt. «Diese Körperflüssigkeiten sind wahrscheinlich nur Blut oder Blutanteile. Man findet das Virus zwar auch in anderen Körperflüssigkeiten, doch inwieweit die Viren dort zur Transmission beitragen, ist unklar», erklärt Daubenberger.

Keine Gefahr einer Pandemie: Anders als Coronaviren ist das Marburg-Virus nicht über die Luft übertragbar. Menschen können sich nur anstecken, wenn sie engen Kontakt zu Erkrankten oder Verstorbenen, beziehungsweise deren Körperflüssigkeiten haben, wie es beim Robert Koch-Institut heisst. Bei normalen Begegnungen im öffentlichen und privaten Raum bestehe kein Risiko. Auch Infektiologin Daubenberger beruhigt: «Für Europa bin ich nicht besorgt. Unser Gesundheitssystem kann mit solchen Krankheiten umgehen.»

Elektronenmikroskop-Aufnahme eines Virus.
Legende: Eine elektronenmikroskopische Aufnahme des Marburg-Virus. Es gehört zu den gefährlichsten bekannten Krankheitserregern. KEYSTONE/DPA/Bernhard-Nocht-Institut

Die Symptome: Das Marburg-Virus kann hohes Fieber und Symptome wie Muskelschmerzen, Kopfschmerzen, Bauchkrämpfe, Durchfall und blutiges Erbrechen auslösen. «Im Laufe der Zeit entwickeln viele Infizierte ein Bluten aus den Körperöffnungen, was sehr dramatisch aussieht», erklärt die Infektiologin.

Hohe Sterblichkeitsrate: Nach Angaben der WHO starben bei bisherigen Ausbrüchen des Marburg-Virus rund 25 bis 90 Prozent der Erkrankten. Die durchschnittliche Sterblichkeitsrate liege bei 50 Prozent. «Die hohe Mortalitätsrate ist auch daher geschuldet, dass viele Fälle in abgelegenen Regionen Afrikas ohne gute Gesundheitsversorgung vorkommen», so Daubenberger.

Keine Fälle in der Schweiz, in Deutschland seit 1967 nicht mehr

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Der Erreger trägt den Namen der deutschen Stadt Marburg, weil sich dort 1967 Laborangestellte bei Versuchsaffen mit dem bis dahin nicht bekannten Virus infiziert hatten. Nach Angaben der US-Gesundheitsbehörde CDC gab es seit 1967 keinen Fall der Krankheit mehr in Deutschland. In der Schweiz wurde nach Angaben des Bundesamts für Gesundheit (BAG) bis heute kein Fall registriert.

Zu den Risikogruppen gehören insbesondere Pflege- und Laborpersonal sowie Verwandte, die sich um an Marburg-Fieber erkrankte Personen kümmern. Auch Mitarbeitende von Organisationen wie dem Internationalen Roten Kreuz (IKRK) oder den Ärzten ohne Grenzen, die in den Epidemiegebieten arbeiten, gehören laut BAG zu den Risikogruppen. (sda/dpa)

Die Behandlungsmöglichkeiten: Um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen, mache man unter anderem Bluttransfusionen, erklärt Claudia Daubenberger. «Es gibt erste Daten, dass dies die Mortalitätsrate signifikant senken kann. Und wir werden mit jedem weiteren Ausbruch neue Medikamente ausprobieren können und lernen, wie man mit diesen Viren umgehen muss.»

Hoffnung auf Impfstoff: Es gibt bislang keinen zugelassenen Impfstoff gegen das Marburg-Virus. Doch laut Infektiologin Daubenberger gibt es mehrere aussichtsreiche Kandidaten. «In den USA wurde letztes Jahr eine gute Studie mit einem experimentellen Impfstoff publiziert.» Zudem wird in Ruanda bald ein neuer Impfstoff getestet, von dem man sich Erkenntnisse erhofft.

SRF 4 News, 03.10.2024, 16:34 Uhr ; 

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