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Unbekannte haben die 27-jährige Brigitte Garcia ermordet
Aus SRF 4 News aktuell vom 26.03.2024. Bild: Imago/Ariel Ochoa (Archivbild)
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Bandengewalt in Ecuador Mord an 27-jähriger Politikerin schockiert Menschen in Ecuador

Die Bevölkerung Ecuadors ist entsetzt nach dem Mord an der jüngsten Bürgermeisterin des Landes. Die 27-jährige war Bürgermeisterin von San Vicente. Die in Mexiko lebende Journalistin Sandra Weiss kennt die Situation im von Gewalt erschütterten Land.

Sandra Weiss

Journalistin in Mexiko

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Die gebürtige Deutsche lebt und arbeitet seit 1999 als Journalistin in Lateinamerika. Sie berichtet von dort aus für diverse deutschsprachige Medien.

SRF News: Wie reagiert man in Ecuador auf den Mord an Brigitte Garcia?

Sandra Weiss: Der Schock ist gross. Die Bevölkerung hatte nach Einführung des Ausnahmezustands im Januar gehofft, dass sich die Situation im Land bessert. Diese Hoffnung hat sich jetzt ein stückweit zerschlagen.

Von Unbekannten im Auto erschossen

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Legende: Reuters

Die 27-jährige Brigitte Garcia, Bürgermeisterin des Ortes San Vicente, und ihr Lebensgefährte wurden am Wochenende von Unbekannten erschossen. Ihre Leichen wurden in einem Auto an einem Pazifikstrand in der Nähe von San Vicente entdeckt. Die Hintergründe des Mordes sind völlig unklar. Laut den Behörden hat Garcia zuvor keine Morddrohungen erhalten, ausserdem war sie sehr beliebt in der Bevölkerung. Allerdings: Im vergangenen Jahr wurden in Ecuador mehrere Politiker getötet.

Als Folge der eskalierenden Gewalt rief Präsident Daniel Noboa am 8. Januar den noch immer geltenden Ausnahmezustand aus. Zuvor war es immer wieder zu blutigen Kämpfen in den teils von Banden kontrollierten Gefängnissen gekommen. Ein Gangsterboss war sogar ausgebrochen.

Ecuador ist ein wichtiges Transitland für Kokain aus Kolumbien, Peru und Bolivien, das über die Hafenstadt Guayaquil in die USA und nach Europa geschmuggelt wird. Die Gewalt nahm in dem Andenland in den vergangenen Jahren dramatisch zu. (dpa)

Warum ist es offenbar so schwierig, Politiker in Ecuador vor Attentaten zu schützen?

Das Land galt bis vor kurzem als relativ friedlich. Doch nach dem Ende der Pandemie ist die Gewaltkriminalität geradezu explodiert – die Zahl der Morde hat sich fast verzehnfacht. Die Pandemie hatte Ecuador stark getroffen, während der Staat kaum in der Lage war, die ökonomischen Folgen für die Bevölkerung abzufedern.

Der Staat war auf die Drogenkartelle nicht vorbereitet – und wurde geradezu von einer Gewaltwelle überrollt.

Gleichzeitig nahmen Drogenkartelle und -banden das Land ins Visier und begannen, Kokain von ecuadorianischen Häfen aus in alle Welt zu exportieren. Der Staat war darauf überhaupt nicht vorbereitet und wurde geradezu von der Gewaltwelle überrollt.

Hinzu kam eine politische Krise: Nach einem Machtkampf mit dem Parlament trat Präsident Guillermo Lasso zurück. Der anschliessende Wahlkampf heizte die Gewalt dann weiter an. Die Drogenkartelle versuchten, Vertrauensleute in wichtige Posten zu heben, während sie nicht genehme Politiker bedrohten oder sogar ermordeten.

Was hat die Regierung von Präsident Daniel Noboa gegen die Drogenbanden unternommen?

Seit Verhängung des Ausnahmezustands im Januar patrouillieren Soldaten in den Strassen, auch erlangten die Behörden wieder die Kontrolle über die von den Drogenkartellen unterwanderten Gefängnissen zurück. Daraufhin entspannte sich die Lage etwas.

Den Jugendlichen muss eine attraktive Perspektive ausserhalb der Drogenbanden ermöglicht werden.

Doch das reicht nicht, denn militärisch ist die Drogenmafia nicht zu besiegen. Dazu müssen ihre Geldströme ausgetrocknet sowie ihre Unterstützer aus dem Staatsapparat entfernt und verurteilt werden. Immerhin hat eine Sonderermittler-Einheit hier einige Erfolge erzielt. Mittel- und langfristig muss den Jugendlichen im Land jedoch eine attraktive Perspektive ausserhalb der Drogenbanden ermöglicht werden. Und dazu sind soziale Reformen notwendig.

Allein vergangenes Jahr starben in Ecuador rund 8000 Menschen durch Bandengewalt. Was macht das mit dem Land?

Epizentrum der Gewalt ist die Pazifikküste, wo die Häfen liegen. Diese Region ist sehr arm, die Regierung in Quito tut für sie äusserst wenig. Die dortige Bevölkerung ist traumatisiert und eingeschüchtert von der Gewalt, Tourismus und Nachtleben sind zum Erliegen gekommen. Im restlichen Land ist der Ausnahmezustand viel weniger stark spürbar. In der Politik allerdings dreht sich fast alles um die Kartell-Gewalt. Andere Themen wie Soziales, Wirtschaft, Umwelt oder die Indigenen-Rechte sind aus der öffentlichen Diskussion praktisch verschwunden. Doch gerade hier läge die Ursachenbekämpfung – in einer Vision für eine bessere Zukunft.

Das Gespräch führte Marc Allemann.

Video
Archiv: Ecuador im Griff der Drogenkartelle
Aus Rundschau vom 31.01.2024.
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SRF 4 News, 26.3.2024, 7:51 Uhr ; 

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